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Auktionsarchiv: Los-Nr. 2603

Bloch, Ernst

Schätzpreis
18.000 €
ca. 21.186 $
Zuschlagspreis:
14.000 €
ca. 16.478 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2603

Bloch, Ernst

Schätzpreis
18.000 €
ca. 21.186 $
Zuschlagspreis:
14.000 €
ca. 16.478 $
Beschreibung:

Bloch, Ernst, Philosoph, Professor in Leipzig und Tübingen (1885-1977). Konvolut von 79 eigh. Briefen und 4 eigh. Postkarten m. U. Meist gr. 4to. 1929-1949. Außerordentlich bedeutende, große Reihe von Briefen an Blochs dritte Ehefrau, die aus einer Lodzer Fabrikantenfamilie stammende Architektin Karola, geb. Piotrkowska (1905-1994). Die einen Zeitraum von zwanzig politisch überaus bewegten Jahren umfassenden Briefe setzen ein nach der 1928 erfolgten Scheidung des Philosophen von seiner zweiten Frau (Linda Oppenheimer) und nach der Geburt von Blochs unehelicher Tochter Mirjam, einem Ereignis, das zu einem vorübergehenden Bruch der seit 1927 bestehenden Beziehung zu Karola geführt hatte. Bloch nennt Karola sein „Kulmchen" und sich selbst „Bärlein" (so stets die Unterschrift), Koseworte, die darauf schließen lassen könnten, daß es sich hier um Liebesbriefe handelt, in denen vornehmlich von den Dingen des privaten Lebens die Rede ist, an denen die Öffentlichkeit ein nur mehr oder weniger voyeuristisches Interesse haben könnte. Doch ihr Autor wäre nicht Ernst Bloch und seine Briefpartnerin nicht eine kluge, gebildete, auch politisch aktive Frau, wenn die Briefe nicht eine Vielzahl wertvoller Aussagen, Beobachtungen und Betrachtungen zur Zeit, zur Gesellschaft, zur Literatur und Kunst sowie zur Entstehung von Blochs Werken enthalten würden. Schon ein Auszug aus dem zweiten der hier angebotenen Briefe vermag die Themen und Personen zu charakterisieren, mit denen die große Briefreihe fortan gefüllt ist. Am 22.II.1929 schreibt Bloch aus Berlin, wo er in der Landshuter Straße 25 wohnt: „... Geschrieben habe ich sehr viel, betäubend viel. Leider lauter ‚kleine' Sachen; Aspekte und Essays, lauter Teile metaphysischer Bilderbücher. Eine Sache, die jetzt erschienen ist, liess ich Dir von Wien selbst zugehen: ‚Rettung Wagners durch Karl May'. Engen Verkehr, fast Freundschaft habe ich hier mit Kurt Weill, dem Komponisten der Dreigroschenoper und seltsamsten (surrealistisch brauchbaren) Musiker, den es jetzt gibt. Auch Moholy-Nagy stehe ich nahe, und auch Gropius. Heute abend wieder Zusammenkunft von Moholy-Nagy, Klemperer, Curjel, Benjamin (Asja Lacis), Weill, Brecht: ein Kreis, in dem Du Dich wohlfühltest (es ist vielmehr Front, in der geschossen wird, ideologisch die vorderste) ...". Die beiden sind viel getrennt; Bloch ist ständig auf Reisen, Karola (die vor ihrer Beziehung zu Bloch dem Germanisten und Publizisten Alfred Kantorowicz nahestand) studiert in Wien und Berlin, hält sich aber auch oft in Polen auf; 1931 wird sie KPD-Mitglied, ab 1935 arbeitet sie mehrmals geheimdienstlich in sowjetischem Auftrag in Polen. 1933 beginnt die Odyssee des Paares (1934 heiraten sie in Wien) in der Emigration: Zürich, Wien, Paris, Prag, schließlich 1938 -1949 USA. Die ständig wechselnden Lebensverhältnisse schlagen sich in den Briefen nieder, doch neben der Schilderung der Organisation des Daseins findet sich immer wieder ein Innehalten, eine vertiefende Betrachtung und Bilanz des eigenen Schaffens, Hinweise auf das „Ringen" mit dem Stoff der philosophischen Arbeiten. Dazu eine Vielzahl scharfsichtiger Beobachtungen, kritischer Anmerkungen und Betrachtungen zu den Ideologien und Richtungen der Zeit: Kommunismus, Nationalsozialismus, neue Musik und Literatur. Aus Kreuzlingen (Schweiz) schreibt er im Mai 1929: „Das Erstaunliche ist, dass ich alle meine Komplikationen als die der Jugend und nicht des Alters fühle; und es fehlten mir, in dieser Einsamkeit, die Alterskräfte, sie zu bestehen: Es ging Dostojewskyanisch zu; bei meiner alten Antipathie gegen die Dostojewsky-Menschen und ihre Kompliziertheiten kann man die Antipathie gegen meinen Zustand verstehen, eben auch meine Talentlosigkeit dazu." Im Oktober 1929 aus Berlin: „Hier komme ich jetzt mehrmals in der Woche mit Benjamin zusammen. (Sonst nur mit Musikern). Der Wechsel von ihm und das Wiedersehen mit dem alten (fast ehemaligen) Freund Lukács wird sonderbar sein. Nachdem die ‚Spuren' jetzt in Druck

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2603
Auktion:
Datum:
07.10.2020
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Bloch, Ernst, Philosoph, Professor in Leipzig und Tübingen (1885-1977). Konvolut von 79 eigh. Briefen und 4 eigh. Postkarten m. U. Meist gr. 4to. 1929-1949. Außerordentlich bedeutende, große Reihe von Briefen an Blochs dritte Ehefrau, die aus einer Lodzer Fabrikantenfamilie stammende Architektin Karola, geb. Piotrkowska (1905-1994). Die einen Zeitraum von zwanzig politisch überaus bewegten Jahren umfassenden Briefe setzen ein nach der 1928 erfolgten Scheidung des Philosophen von seiner zweiten Frau (Linda Oppenheimer) und nach der Geburt von Blochs unehelicher Tochter Mirjam, einem Ereignis, das zu einem vorübergehenden Bruch der seit 1927 bestehenden Beziehung zu Karola geführt hatte. Bloch nennt Karola sein „Kulmchen" und sich selbst „Bärlein" (so stets die Unterschrift), Koseworte, die darauf schließen lassen könnten, daß es sich hier um Liebesbriefe handelt, in denen vornehmlich von den Dingen des privaten Lebens die Rede ist, an denen die Öffentlichkeit ein nur mehr oder weniger voyeuristisches Interesse haben könnte. Doch ihr Autor wäre nicht Ernst Bloch und seine Briefpartnerin nicht eine kluge, gebildete, auch politisch aktive Frau, wenn die Briefe nicht eine Vielzahl wertvoller Aussagen, Beobachtungen und Betrachtungen zur Zeit, zur Gesellschaft, zur Literatur und Kunst sowie zur Entstehung von Blochs Werken enthalten würden. Schon ein Auszug aus dem zweiten der hier angebotenen Briefe vermag die Themen und Personen zu charakterisieren, mit denen die große Briefreihe fortan gefüllt ist. Am 22.II.1929 schreibt Bloch aus Berlin, wo er in der Landshuter Straße 25 wohnt: „... Geschrieben habe ich sehr viel, betäubend viel. Leider lauter ‚kleine' Sachen; Aspekte und Essays, lauter Teile metaphysischer Bilderbücher. Eine Sache, die jetzt erschienen ist, liess ich Dir von Wien selbst zugehen: ‚Rettung Wagners durch Karl May'. Engen Verkehr, fast Freundschaft habe ich hier mit Kurt Weill, dem Komponisten der Dreigroschenoper und seltsamsten (surrealistisch brauchbaren) Musiker, den es jetzt gibt. Auch Moholy-Nagy stehe ich nahe, und auch Gropius. Heute abend wieder Zusammenkunft von Moholy-Nagy, Klemperer, Curjel, Benjamin (Asja Lacis), Weill, Brecht: ein Kreis, in dem Du Dich wohlfühltest (es ist vielmehr Front, in der geschossen wird, ideologisch die vorderste) ...". Die beiden sind viel getrennt; Bloch ist ständig auf Reisen, Karola (die vor ihrer Beziehung zu Bloch dem Germanisten und Publizisten Alfred Kantorowicz nahestand) studiert in Wien und Berlin, hält sich aber auch oft in Polen auf; 1931 wird sie KPD-Mitglied, ab 1935 arbeitet sie mehrmals geheimdienstlich in sowjetischem Auftrag in Polen. 1933 beginnt die Odyssee des Paares (1934 heiraten sie in Wien) in der Emigration: Zürich, Wien, Paris, Prag, schließlich 1938 -1949 USA. Die ständig wechselnden Lebensverhältnisse schlagen sich in den Briefen nieder, doch neben der Schilderung der Organisation des Daseins findet sich immer wieder ein Innehalten, eine vertiefende Betrachtung und Bilanz des eigenen Schaffens, Hinweise auf das „Ringen" mit dem Stoff der philosophischen Arbeiten. Dazu eine Vielzahl scharfsichtiger Beobachtungen, kritischer Anmerkungen und Betrachtungen zu den Ideologien und Richtungen der Zeit: Kommunismus, Nationalsozialismus, neue Musik und Literatur. Aus Kreuzlingen (Schweiz) schreibt er im Mai 1929: „Das Erstaunliche ist, dass ich alle meine Komplikationen als die der Jugend und nicht des Alters fühle; und es fehlten mir, in dieser Einsamkeit, die Alterskräfte, sie zu bestehen: Es ging Dostojewskyanisch zu; bei meiner alten Antipathie gegen die Dostojewsky-Menschen und ihre Kompliziertheiten kann man die Antipathie gegen meinen Zustand verstehen, eben auch meine Talentlosigkeit dazu." Im Oktober 1929 aus Berlin: „Hier komme ich jetzt mehrmals in der Woche mit Benjamin zusammen. (Sonst nur mit Musikern). Der Wechsel von ihm und das Wiedersehen mit dem alten (fast ehemaligen) Freund Lukács wird sonderbar sein. Nachdem die ‚Spuren' jetzt in Druck

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Datum:
07.10.2020
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info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
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