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Auktionsarchiv: Los-Nr. 2784

Bedeutende frühgotische Madonna mit Kind

Schätzpreis
20.000 € - 30.000 €
ca. 22.620 $ - 33.930 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2784

Bedeutende frühgotische Madonna mit Kind

Schätzpreis
20.000 € - 30.000 €
ca. 22.620 $ - 33.930 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Rheinland, Ende 13. Jahrhundert
H. 108 cm
Eiche, der obere Teil vollrund gearbeitet, der Teil bis zur Schulter tief gehöhlt, mit Bodenbrett verstärkt und mit einem Brett auf Rundansicht verschlossen. Die Fassung aus dem 19. Jahrhundert wohl von W. Mengelberg, Utrecht/Aachen. Finger der rechten Hand fehlen, erg., rest. Die Fassung wurde in einem kleinen "Fenster" unterhalb des rechten Armes restoratorisch entfernt und eine ältere Grundierung bzw. das Holz freigelegt.
Alter deutscher Adelsbesitz, seit dem späten 19. Jahrhundert im Familienbesitz, Schloss Rimburg bei Aachen Gutachten: Dendrochronologische Untersuchung von Prof. Dr. Peter Klein, Universität Hamburg vom 7.10.2021. Lit.: Aufgeführt und abgebildet in: Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen, 1912, S. 168 ff., Abb. S. 175, Fig. 144.; Robert Suckale in: Kölner Domblatt, Jahrbuch des Zentralrats-Dombau-Vereins 1979/80, S. 223 ff., Abb. 9 (S.232) Eine frühgotische Madonna, die in ihrer zeitlichen Zuordnung über jeden Zweifel erhaben ist, darf man wohl ansehen als eine seltene Überraschung auf dem gegenwärtigen Kunstmarkt. Der stilistische Einfluß französischer Figuren aus der Mitte des 13.Jh. ist offensichtlich; Robert Suckale hat ihn im Kölner Domblatt ausführlich beschrieben, am nächsten verwandt sieht er eine Madonna von Delincourt (Dep. Oise), gesteht aber ein, daß für diese Zeit eine Unterscheidung in französisch (Paris) und rheinländisch außerordentlich schwierig ist, auch, was im späten 13.Jh. eine sichere Datierung anbelangt. Die Provenienz des Stücks vor Rimburg ist noch nicht zu belegen. Johanna von Brauchitsch, die mit ihrem Gatten Ende des 19. Jh. das Schloß von ihrem Vater übernimmt, galt als leidenschaftliche Sammlerin, die ihr neues Heim mit einer beachtlichen und vielbeachteten Kunstsammlung ausstattete. Es steht also zu vermuten, daß in dieser Zeit sowohl unsere frühe Madonnenstatue, als auch eine spätgotische Verkündigungsmadonna des „Meister der von Carbenschen Gedächtnisstiftung" (Köln) nach Rimburg gelangte ( siehe Kat.-Nr.: 2796). Belegt aber ist, daß ab etwa 1885 die Bildhauer-und Restaurierungswerkstatt Friedrich Wilhelm Mengelberg (Utrecht/Aachen, tätig bis ca. 1920) Hand anlegt an verschiedene Kunstgegenstände des Schlosses (so u.a. den Spätgotischen Schnitzaltar) und sie mit einer „modernen Polychromie“ (Lit. P. Clemen) versieht. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch unsere Madonna, man vergleiche die alte und neue Abbildung, dieses Schicksal ereilte. In einem Brief vom Oktober 1979 erbittet Robert Suckale (in Vorbereitung seines Aufsatzes im Domblatt) um eine neue Aufnahme der Figur. Es ist anzunehmen, daß er auch eine solche bekommen hat, nur war jetzt die Figur mit der Neufassung für stilistische Vergleiche kaum noch zu gebrauchen und so mußte er sich mit dem alten Foto von 1912 bescheiden (She. Abb./fig. 1). Zepter und Kronen (des Kindes und der Maria) sind verloren, wobei auch hier fraglich ist, ob sie originale Zutaten waren. Trotz der Neufassung präsentiert sich die Figur, bei leichtem S-Schwung und verhaltener Rückneigung, in strenger, glaubwürdiger Statuarik. Die sich von der Plinthe bis zur Gürtung stauenden, überzeugend modelierten Schüsselfalten verleihen der sich vor allem über die Gewandung definierenden Skulptur Festigkeit. Auch ihre liebenswürdige Freundlichkeit (das Lächeln des Engels von Reims!), das Wesentliche ihrer Ausstrahlung, hat sie nach der „Modernisierung“ nicht ganz verloren. Trotz der späteren Fassung sind gewisse Strukturen wie z. Bsp. die Haare noch sehr gut zu erkennen, die wir in fast identischer Form bei einer Thronenden Madonna aus den Kunstgeschichtlichen Sammlungen des Bistums Aachen finden (Fassung bei der Figur abgenommen). (Lit. H.P. Hilger/E. Willemsen, Farbige Bildwerke des Mittelalters im Rheinland, Bonn 1967, Abb. 10). (She. Abb./fig. 2) Vgl. Lit.: Willibald Sauerländer; Gotische Skulptur in Frankreich 1140-1270, 1970; Robert Suckale; Das mittelalterliche Bild als Zeitzeuge, sechs Studien, 2002.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2784
Auktion:
Datum:
15.12.2021 - 16.12.2021
Auktionshaus:
Nagel Auktionen GmbH
Neckarstr. 189-191
70190 Stuttgart
Deutschland
contact@auction.de
+49 (0)711 649690
+49 (0)711 64969696
Beschreibung:

Rheinland, Ende 13. Jahrhundert
H. 108 cm
Eiche, der obere Teil vollrund gearbeitet, der Teil bis zur Schulter tief gehöhlt, mit Bodenbrett verstärkt und mit einem Brett auf Rundansicht verschlossen. Die Fassung aus dem 19. Jahrhundert wohl von W. Mengelberg, Utrecht/Aachen. Finger der rechten Hand fehlen, erg., rest. Die Fassung wurde in einem kleinen "Fenster" unterhalb des rechten Armes restoratorisch entfernt und eine ältere Grundierung bzw. das Holz freigelegt.
Alter deutscher Adelsbesitz, seit dem späten 19. Jahrhundert im Familienbesitz, Schloss Rimburg bei Aachen Gutachten: Dendrochronologische Untersuchung von Prof. Dr. Peter Klein, Universität Hamburg vom 7.10.2021. Lit.: Aufgeführt und abgebildet in: Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Landkreise Aachen und Eupen, 1912, S. 168 ff., Abb. S. 175, Fig. 144.; Robert Suckale in: Kölner Domblatt, Jahrbuch des Zentralrats-Dombau-Vereins 1979/80, S. 223 ff., Abb. 9 (S.232) Eine frühgotische Madonna, die in ihrer zeitlichen Zuordnung über jeden Zweifel erhaben ist, darf man wohl ansehen als eine seltene Überraschung auf dem gegenwärtigen Kunstmarkt. Der stilistische Einfluß französischer Figuren aus der Mitte des 13.Jh. ist offensichtlich; Robert Suckale hat ihn im Kölner Domblatt ausführlich beschrieben, am nächsten verwandt sieht er eine Madonna von Delincourt (Dep. Oise), gesteht aber ein, daß für diese Zeit eine Unterscheidung in französisch (Paris) und rheinländisch außerordentlich schwierig ist, auch, was im späten 13.Jh. eine sichere Datierung anbelangt. Die Provenienz des Stücks vor Rimburg ist noch nicht zu belegen. Johanna von Brauchitsch, die mit ihrem Gatten Ende des 19. Jh. das Schloß von ihrem Vater übernimmt, galt als leidenschaftliche Sammlerin, die ihr neues Heim mit einer beachtlichen und vielbeachteten Kunstsammlung ausstattete. Es steht also zu vermuten, daß in dieser Zeit sowohl unsere frühe Madonnenstatue, als auch eine spätgotische Verkündigungsmadonna des „Meister der von Carbenschen Gedächtnisstiftung" (Köln) nach Rimburg gelangte ( siehe Kat.-Nr.: 2796). Belegt aber ist, daß ab etwa 1885 die Bildhauer-und Restaurierungswerkstatt Friedrich Wilhelm Mengelberg (Utrecht/Aachen, tätig bis ca. 1920) Hand anlegt an verschiedene Kunstgegenstände des Schlosses (so u.a. den Spätgotischen Schnitzaltar) und sie mit einer „modernen Polychromie“ (Lit. P. Clemen) versieht. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch unsere Madonna, man vergleiche die alte und neue Abbildung, dieses Schicksal ereilte. In einem Brief vom Oktober 1979 erbittet Robert Suckale (in Vorbereitung seines Aufsatzes im Domblatt) um eine neue Aufnahme der Figur. Es ist anzunehmen, daß er auch eine solche bekommen hat, nur war jetzt die Figur mit der Neufassung für stilistische Vergleiche kaum noch zu gebrauchen und so mußte er sich mit dem alten Foto von 1912 bescheiden (She. Abb./fig. 1). Zepter und Kronen (des Kindes und der Maria) sind verloren, wobei auch hier fraglich ist, ob sie originale Zutaten waren. Trotz der Neufassung präsentiert sich die Figur, bei leichtem S-Schwung und verhaltener Rückneigung, in strenger, glaubwürdiger Statuarik. Die sich von der Plinthe bis zur Gürtung stauenden, überzeugend modelierten Schüsselfalten verleihen der sich vor allem über die Gewandung definierenden Skulptur Festigkeit. Auch ihre liebenswürdige Freundlichkeit (das Lächeln des Engels von Reims!), das Wesentliche ihrer Ausstrahlung, hat sie nach der „Modernisierung“ nicht ganz verloren. Trotz der späteren Fassung sind gewisse Strukturen wie z. Bsp. die Haare noch sehr gut zu erkennen, die wir in fast identischer Form bei einer Thronenden Madonna aus den Kunstgeschichtlichen Sammlungen des Bistums Aachen finden (Fassung bei der Figur abgenommen). (Lit. H.P. Hilger/E. Willemsen, Farbige Bildwerke des Mittelalters im Rheinland, Bonn 1967, Abb. 10). (She. Abb./fig. 2) Vgl. Lit.: Willibald Sauerländer; Gotische Skulptur in Frankreich 1140-1270, 1970; Robert Suckale; Das mittelalterliche Bild als Zeitzeuge, sechs Studien, 2002.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2784
Auktion:
Datum:
15.12.2021 - 16.12.2021
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