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Auktionsarchiv: Los-Nr. 6231

Zwintscher, Oskar Bildnis der Frau des Künstlers im Hamsterpelz

Schätzpreis
35.000 €
ca. 40.935 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 6231

Zwintscher, Oskar Bildnis der Frau des Künstlers im Hamsterpelz

Schätzpreis
35.000 €
ca. 40.935 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Bildnis der Adele Zwintscher im Hamsterpelz. Öl auf Leinwand. 89 x 63 cm. Oben links monogrammiert und datiert "OZ 1914". Frau, Geliebte, Muse und Modell - was Saskia für Rembrandt war, das war Adele für Oskar Zwintscher Zwischen 1894 und 1916 verewigte der Maler seine Frau in nicht weniger als fünfzehn Gemälden. Nach Abschluss seines Studiums an der Dresdner Kunstakademie war Zwintscher 1892 nach Meißen gezogen, hatte die Zwanzigjährige dort kennengelernt und im September 1898 geheiratet. Adele Ebelt (1872-1940), Tochter eines Meißner Handwerksmeisters, war eine feenhafte Erscheinung von außergewöhnlicher Schönheit, groß gewachsen, dabei von schmaler und feingliedriger Statur. In einem 1913 erschienen Aufsatz erinnert sich der Kunstkritiker und Schriftsteller Franz Serveas: „Gegen Ende der neunziger Jahre besuchte ich Oskar Zwintscher in Meißen. Hoch oben auf der alten Burg, in ein paar unwahrscheinlich kleinen Stübchen, hauste der noch nicht Dreißigjährige mit einer blutjungen Gattin, einem zarten, elfenhaften Geschöpf, in einer um die Schlosskirche zusammengenisteten, ziemlich proletarischen Siedlung ... . Ich merkte bald, dort oben hockte die Armut. Aber so dürftig alles wirkte, was ich sah, nirgends fehlte ein Stückchen Sonne, und über dem ganzen lag etwas wie Verklärung." 1 In dieser Zeit, im Jahr 1897, wenige Monate vor der Vermählung entsteht das frühe „Bildnis von Adele Zwintscher geb. Ebelt als Braut" (Städtische Kunstsammlung Chemnitz). Darauf sieht man die Fünfundzwanzigjährige mit "großen Märchenaugen" (Franz Serveas) und scheuem Blick auf einer Blumenwiese. Über ihr wölbt sich der strahlend blaue Himmel. Ein kleiner Bach im Wiesengrund, Birken und symbolträchtige Schmetterlinge, Sinnbilder der Seele, ergänzen die froh gestimmte Szenerie. 2 Kaum zwanzig Jahre später datiert unser Bild aus dem Jahr 1914. Die Dargestellte ist nicht mehr das junge Mädchen von einst, sie ist eine Standesperson, Gattin eines nunmehr allseits anerkannten Malers und Professors der Dresdner Kunstakademie. Gehüllt in einen weiten Mantel aus Hamsterpelz sitzt Adele Zwintscher wohl zum Ausgehen bereit auf einem Armlehnstuhl. Das ungewöhnliche Requisit des Hamsterpelzes findet sich bereits auf dem mit "Gold und Perlmutter" betitelten Portrait von 1909 (Städtische Kunstsammlung Chemnitz), das Adele als Akt auf einem Diwan ruhend zeigt. Das Perlmuttkästchen und das goldene Geschmeide, die für das Gemälde titelgebend waren, vermitteln in Verbindung mit der Hamsterpelzdecke den Eindruck von Extravaganz und Opulenz. 3 Auch bei unserem Portrait dient der aus kleinen Nagerfellen zusammengenähte Mantel und der mit einer ausschweifenden Straußenfeder geschmückte Hut als Verweis auf die mondäne Welt, der sich Adele Zwintscher zugehörig fühlte. In dieser Hinsicht entspricht das Bildnis den klassischen Stilportraits des Fin de Siècle. Irritierend ist jedoch der in die Ferne gerichtete Blick und das blasse Inkarnat der Portraitierten. Die Haut erscheint wie Pergament, die Hände sind von bläulich schimmernden Adern durchzogen, und auch im Gesicht zeichnen sich dunkle Schatten unter den Augen ab. Adele Zwintscher ist dünnhäutig. Fast wirkt es so, als fröstele sie, denn mit der rechten Hand scheint sie den Mantel noch enger um ihren Körper ziehen zu wollen. Das Portrait vermittelt den Eindruck düsterer Vorahnung. Möglicherweise sind es die Sorgen Adeles um ihren Mann, der - bereits seit Kindheitstagen von schwacher Konstitution - keine zwei Jahre später, am 11. Februar 1916, im Alter von nur 46 Jahren in Loschwitz stirbt. Im Reigen der Adele-Bildnisse Oskar Zwintschers sollte unserem Gemälde nur noch eines folgen: Das unvollendet gebliebene, in den letzten Lebensmonaten entstandene „Bildnis der Gattin des Künstlers in rotem Kleid mit Schmetterling“ (Privatbesitz). Eine Andeutung von Apathie, Resignation und Mattheit ist in diesem letzten Portrait zu spüren. Vor einer kalkweißen Wand plaziert, den rechten Arm auf die Stuhllehne gelegt, geht Ad

Auktionsarchiv: Los-Nr. 6231
Auktion:
Datum:
31.05.2018
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Bildnis der Adele Zwintscher im Hamsterpelz. Öl auf Leinwand. 89 x 63 cm. Oben links monogrammiert und datiert "OZ 1914". Frau, Geliebte, Muse und Modell - was Saskia für Rembrandt war, das war Adele für Oskar Zwintscher Zwischen 1894 und 1916 verewigte der Maler seine Frau in nicht weniger als fünfzehn Gemälden. Nach Abschluss seines Studiums an der Dresdner Kunstakademie war Zwintscher 1892 nach Meißen gezogen, hatte die Zwanzigjährige dort kennengelernt und im September 1898 geheiratet. Adele Ebelt (1872-1940), Tochter eines Meißner Handwerksmeisters, war eine feenhafte Erscheinung von außergewöhnlicher Schönheit, groß gewachsen, dabei von schmaler und feingliedriger Statur. In einem 1913 erschienen Aufsatz erinnert sich der Kunstkritiker und Schriftsteller Franz Serveas: „Gegen Ende der neunziger Jahre besuchte ich Oskar Zwintscher in Meißen. Hoch oben auf der alten Burg, in ein paar unwahrscheinlich kleinen Stübchen, hauste der noch nicht Dreißigjährige mit einer blutjungen Gattin, einem zarten, elfenhaften Geschöpf, in einer um die Schlosskirche zusammengenisteten, ziemlich proletarischen Siedlung ... . Ich merkte bald, dort oben hockte die Armut. Aber so dürftig alles wirkte, was ich sah, nirgends fehlte ein Stückchen Sonne, und über dem ganzen lag etwas wie Verklärung." 1 In dieser Zeit, im Jahr 1897, wenige Monate vor der Vermählung entsteht das frühe „Bildnis von Adele Zwintscher geb. Ebelt als Braut" (Städtische Kunstsammlung Chemnitz). Darauf sieht man die Fünfundzwanzigjährige mit "großen Märchenaugen" (Franz Serveas) und scheuem Blick auf einer Blumenwiese. Über ihr wölbt sich der strahlend blaue Himmel. Ein kleiner Bach im Wiesengrund, Birken und symbolträchtige Schmetterlinge, Sinnbilder der Seele, ergänzen die froh gestimmte Szenerie. 2 Kaum zwanzig Jahre später datiert unser Bild aus dem Jahr 1914. Die Dargestellte ist nicht mehr das junge Mädchen von einst, sie ist eine Standesperson, Gattin eines nunmehr allseits anerkannten Malers und Professors der Dresdner Kunstakademie. Gehüllt in einen weiten Mantel aus Hamsterpelz sitzt Adele Zwintscher wohl zum Ausgehen bereit auf einem Armlehnstuhl. Das ungewöhnliche Requisit des Hamsterpelzes findet sich bereits auf dem mit "Gold und Perlmutter" betitelten Portrait von 1909 (Städtische Kunstsammlung Chemnitz), das Adele als Akt auf einem Diwan ruhend zeigt. Das Perlmuttkästchen und das goldene Geschmeide, die für das Gemälde titelgebend waren, vermitteln in Verbindung mit der Hamsterpelzdecke den Eindruck von Extravaganz und Opulenz. 3 Auch bei unserem Portrait dient der aus kleinen Nagerfellen zusammengenähte Mantel und der mit einer ausschweifenden Straußenfeder geschmückte Hut als Verweis auf die mondäne Welt, der sich Adele Zwintscher zugehörig fühlte. In dieser Hinsicht entspricht das Bildnis den klassischen Stilportraits des Fin de Siècle. Irritierend ist jedoch der in die Ferne gerichtete Blick und das blasse Inkarnat der Portraitierten. Die Haut erscheint wie Pergament, die Hände sind von bläulich schimmernden Adern durchzogen, und auch im Gesicht zeichnen sich dunkle Schatten unter den Augen ab. Adele Zwintscher ist dünnhäutig. Fast wirkt es so, als fröstele sie, denn mit der rechten Hand scheint sie den Mantel noch enger um ihren Körper ziehen zu wollen. Das Portrait vermittelt den Eindruck düsterer Vorahnung. Möglicherweise sind es die Sorgen Adeles um ihren Mann, der - bereits seit Kindheitstagen von schwacher Konstitution - keine zwei Jahre später, am 11. Februar 1916, im Alter von nur 46 Jahren in Loschwitz stirbt. Im Reigen der Adele-Bildnisse Oskar Zwintschers sollte unserem Gemälde nur noch eines folgen: Das unvollendet gebliebene, in den letzten Lebensmonaten entstandene „Bildnis der Gattin des Künstlers in rotem Kleid mit Schmetterling“ (Privatbesitz). Eine Andeutung von Apathie, Resignation und Mattheit ist in diesem letzten Portrait zu spüren. Vor einer kalkweißen Wand plaziert, den rechten Arm auf die Stuhllehne gelegt, geht Ad

Auktionsarchiv: Los-Nr. 6231
Auktion:
Datum:
31.05.2018
Auktionshaus:
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14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
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