Auktionsarchiv: Los-Nr. 81 -

Jan van Bijlert

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 81 -

Jan van Bijlert

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

(Utrecht 1597/1598–1671) Der heilige Sebastian wird von der heiligen Irene gepflegt, Öl auf Leinwand, 139,7 x 192,4 cm, gerahmt Provenienz: Privatsammlung, Südamerika; Privatsammlung, Florida, USA, bis 2010 Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung an Jan van Bijlert bestätigt hat. Eine Kopie seines Gutachtens vom 18. April 2011 liegt dem Gemälde bei. Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Sebastian, den römischen Zenturio aus dem 3. Jahrhundert, wie er auf wundersame Weise dem Tode trotzt, als sein Leib von Pfeilen durchbohrt wird. Die heilige Irene steht ihm dabei helfend zur Seite. Eine ungewöhnliche ikonografische Neuerung, die van Bijlert hier eingeführt hat, sind weitere Frauengestalten, die sich entweder um den verwundeten Soldaten kümmern oder für sein Leiden um göttlichen Beistand bitten. Wie Paul Huys Janssen bemerkt hat, geht von der Komposition eine Dramatik aus, die mit den Utrechter Caravaggisten in Verbindungen gebracht werden kann. Die nahansichtigen Figuren und der Naturalismus sind dem römischen Barock verpflichtet. Doch im Vergleich zu van Bijlerts früherer Ausführung des Bildthemas von 1624 (Sammlung der Grafen Harrach, Rohrau, Österreich) steht der Baum, an den der Heilige gebunden ist, nun in einer Landschaft, wobei die Sonne oder der Mond von einem dunkler werdenden Himmel verdeckt wird. Im Jahr 1617, als Jan van Bijlert von Utrecht nach Rom aufbrach (wo er in die Werkstatt von Gerrit van Honthorst eintreten sollte) und sein älterer Zeitgenosse Hendrick ter Brugghen nach Hause zurückkehrte, grassierte dort gerade eine schlimme Pestepidemie. Auch bei van Bijlerts Heimkehr 1625 stand die in Religionsfragen geteilte Stadt ganz unter dem Eindruck eines weiteren „Pestsommers“. Pestepidemien wurden mit „pestilential zaat“ bzw. „schlechten Samen“ verbunden, die vom Himmel, dessen astrologische Phänomene man als unheilvolle Vorboten interpretierte, aufs Erdreich fielen. Auf dem vorliegenden Bild scheint van Bijlert damit auch ein Motiv aufzugreifen, das Kunsthistoriker im Zusammenhang mit Ter Brugghens Darstellung desselben Sujets von 1626 aufgrund der eigenartigen Farbigkeit als „galligen Himmel“ bezeichnen (siehe V. Hedquist, Ter Brugghen’s Saint Sebastian Tended by Irene, in: Journal of Historians of Netherlandish Art 9:2, 2017). Auf einzigartige Weise hat van Bijlert hier über dem gelbblauen Himmel einen von den Wolken verdunkelten farbigen Himmelskörper einbezogen, was auch eine Sonnen- oder Mondfinsternis wiedergeben könnte. Trotz des allgemeinen Verbots von Heiligendarstellungen in den calvinistischen Nördlichen Niederlanden blieben Sebastian und Irene beliebte Beispiele während einer Zeit, als man sich Ansteckung immer noch als Übertragung durch unsichtbare Pestpfeile vorstellte. Viele orthodoxe Calvinisten weigerten sich bei Ausbruch der Epidemie, die Stadt zu verlassen. Sie blieben zurück, um sich um die Kranken zu kümmern. Der katholischen Minderheit in Utrecht stand der heilige Sebastian mit seiner Opfernatur bei, wenn es darum ging, Christus anzurufen und spirituelle Heilung zu erlangen. Van Bijlert selbst diente als Vorstand des Hospitals des heiligen Hiob. Er stiftete ein Bild (Abb. 1, heute Centraal Museum, Utrecht) der in den Armenhäusern lebenden Menschen. Deren mit großer Sensibilität wiedergegebene Demut kehrt in den zahlreichen hier hinzugefügten Frauengestalten wieder. Dass es die Aufgabe des vorliegenden Bildes gewesen sein mochte, das Bewusstsein für die Arbeit der Krankenpflegerinnen zu schärfen, wäre eine weitere Erklärung für die Originalität des Werks.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 81 -
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(Utrecht 1597/1598–1671) Der heilige Sebastian wird von der heiligen Irene gepflegt, Öl auf Leinwand, 139,7 x 192,4 cm, gerahmt Provenienz: Privatsammlung, Südamerika; Privatsammlung, Florida, USA, bis 2010 Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung an Jan van Bijlert bestätigt hat. Eine Kopie seines Gutachtens vom 18. April 2011 liegt dem Gemälde bei. Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Sebastian, den römischen Zenturio aus dem 3. Jahrhundert, wie er auf wundersame Weise dem Tode trotzt, als sein Leib von Pfeilen durchbohrt wird. Die heilige Irene steht ihm dabei helfend zur Seite. Eine ungewöhnliche ikonografische Neuerung, die van Bijlert hier eingeführt hat, sind weitere Frauengestalten, die sich entweder um den verwundeten Soldaten kümmern oder für sein Leiden um göttlichen Beistand bitten. Wie Paul Huys Janssen bemerkt hat, geht von der Komposition eine Dramatik aus, die mit den Utrechter Caravaggisten in Verbindungen gebracht werden kann. Die nahansichtigen Figuren und der Naturalismus sind dem römischen Barock verpflichtet. Doch im Vergleich zu van Bijlerts früherer Ausführung des Bildthemas von 1624 (Sammlung der Grafen Harrach, Rohrau, Österreich) steht der Baum, an den der Heilige gebunden ist, nun in einer Landschaft, wobei die Sonne oder der Mond von einem dunkler werdenden Himmel verdeckt wird. Im Jahr 1617, als Jan van Bijlert von Utrecht nach Rom aufbrach (wo er in die Werkstatt von Gerrit van Honthorst eintreten sollte) und sein älterer Zeitgenosse Hendrick ter Brugghen nach Hause zurückkehrte, grassierte dort gerade eine schlimme Pestepidemie. Auch bei van Bijlerts Heimkehr 1625 stand die in Religionsfragen geteilte Stadt ganz unter dem Eindruck eines weiteren „Pestsommers“. Pestepidemien wurden mit „pestilential zaat“ bzw. „schlechten Samen“ verbunden, die vom Himmel, dessen astrologische Phänomene man als unheilvolle Vorboten interpretierte, aufs Erdreich fielen. Auf dem vorliegenden Bild scheint van Bijlert damit auch ein Motiv aufzugreifen, das Kunsthistoriker im Zusammenhang mit Ter Brugghens Darstellung desselben Sujets von 1626 aufgrund der eigenartigen Farbigkeit als „galligen Himmel“ bezeichnen (siehe V. Hedquist, Ter Brugghen’s Saint Sebastian Tended by Irene, in: Journal of Historians of Netherlandish Art 9:2, 2017). Auf einzigartige Weise hat van Bijlert hier über dem gelbblauen Himmel einen von den Wolken verdunkelten farbigen Himmelskörper einbezogen, was auch eine Sonnen- oder Mondfinsternis wiedergeben könnte. Trotz des allgemeinen Verbots von Heiligendarstellungen in den calvinistischen Nördlichen Niederlanden blieben Sebastian und Irene beliebte Beispiele während einer Zeit, als man sich Ansteckung immer noch als Übertragung durch unsichtbare Pestpfeile vorstellte. Viele orthodoxe Calvinisten weigerten sich bei Ausbruch der Epidemie, die Stadt zu verlassen. Sie blieben zurück, um sich um die Kranken zu kümmern. Der katholischen Minderheit in Utrecht stand der heilige Sebastian mit seiner Opfernatur bei, wenn es darum ging, Christus anzurufen und spirituelle Heilung zu erlangen. Van Bijlert selbst diente als Vorstand des Hospitals des heiligen Hiob. Er stiftete ein Bild (Abb. 1, heute Centraal Museum, Utrecht) der in den Armenhäusern lebenden Menschen. Deren mit großer Sensibilität wiedergegebene Demut kehrt in den zahlreichen hier hinzugefügten Frauengestalten wieder. Dass es die Aufgabe des vorliegenden Bildes gewesen sein mochte, das Bewusstsein für die Arbeit der Krankenpflegerinnen zu schärfen, wäre eine weitere Erklärung für die Originalität des Werks.

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