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Auktionsarchiv: Los-Nr. 2061

Rilke, Rainer Maria Brief 1922 an Börries von Münchhausen

Schätzpreis
4.000 €
ca. 4.535 $
Zuschlagspreis:
3.600 €
ca. 4.082 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2061

Rilke, Rainer Maria Brief 1922 an Börries von Münchhausen

Schätzpreis
4.000 €
ca. 4.535 $
Zuschlagspreis:
3.600 €
ca. 4.082 $
Beschreibung:

Gegen Anthologien - Eigh. Brief m. U. "Rilke". 4 1 / 2 S. 4to. Château de Muzot (Schweiz) 14.IX.1922. Umfangreicher Brief an den Balladendichter Börries von Münchhausen , der die Herausgabe einer Anthologie zur Förderung junger Dichter angeregt und Rilke zu sich eingeladen hatte. Rilke antwortet, er habe sich in seinen Urlaubsort im Berner Oberland ausnahmsweise keine Post nachsenden lassen, um einmal "abschalten" zu können. "... Ohne diese Ausnahme hätte Ihr freundlicher und lebhafter Vorschlag (schon weil ich mich freute, einmal wieder von Ihnen angerufen zu sein!) raschere Erwiderung gefunden: zu bedenken hatte ich ihn keinen Augenblick, leider wußte ich sofort, daß ich ihn in keiner Weise in Betracht nehmen kann. Es würde ein zu langes Capitel abgeben, wollte ich Ihnen erzählen, was ich alles gegen Anthologien einzuwenden habe; (wo ich etwa in eine gerieth, wars immer - oder doch seit fünfzehn Jahren! - ohne oder völlig gegen meinen Willen): so wäre ich der Letzte, dergleichen Unternehmung hervorzurufen, sei es auch in der rühmlichsten und angenehmsten Verbindung. Dazu theile ich auch nicht Ihre Meinung, daß es jungen Menschen heute noch, wie vor zwanzig Jahren, schwer sei, für ihre lyrischen Versuche einen Verleger (fast hätte ich gesagt: Unternehmer) zu finden - und auch den Leser für Lyrisches braucht man nicht mehr so ängstlich zu suchen ... Jemand wahrhaft Gültigen zu 'entdecken', wäre freilich aller Mühe werth, aber die Manuskripte sind gewiß, ebenso zu Ihnen wie zu mir, auch unterwegs, ohne daß wir Ihnen anthologische Aussichten versprechen; und Sie wissen so gut wie ich, daß es, in den meisten Fällen, leider ein verlegenes Geschäft ist, sie zurückzugeben. - Welche Überraschung, Sie mit Prosa beschäftigt zu denken! Übrigens las ich Ihrige Prosa, eben, im 'Litterarischen Echo' , diese ausgezeichneten eindringlichen Aufsätze über die Meisterballade, von der ja allerdings niemand so vom Grunde her mitwissend zu sprechen berufen und befähigt ist, wie Sie ...". Bedankt sich für Münchhausens Gastfreundschaft, die er gern einmal genießen würde (Münchhausen bewohnte bekanntlich die Burg Windischleuba). Aber: "... Vor der Hand sitze ich - mitten in dieser erhabenen und dabei doch sanften Landschaft des Wallis - in einem alten Thurm, den ein schweizer Freund, solang ich ihn brauchen mag, zu meiner Verfügung gestellt hat: dieser Vergünstigung verdank ich - nach vielen unruhigen und verstörten - einen gesammelten und aus reiner Sammlung ergiebigen Winter, und sähe gern, wenn es ginge, noch einen ähnlichen vor mir ...". - In diesem Winter waren die "Duineser Elegien" vollendet worden und die "Sonette an Orpheus" entstanden.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2061
Auktion:
Datum:
22.04.2016
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Gegen Anthologien - Eigh. Brief m. U. "Rilke". 4 1 / 2 S. 4to. Château de Muzot (Schweiz) 14.IX.1922. Umfangreicher Brief an den Balladendichter Börries von Münchhausen , der die Herausgabe einer Anthologie zur Förderung junger Dichter angeregt und Rilke zu sich eingeladen hatte. Rilke antwortet, er habe sich in seinen Urlaubsort im Berner Oberland ausnahmsweise keine Post nachsenden lassen, um einmal "abschalten" zu können. "... Ohne diese Ausnahme hätte Ihr freundlicher und lebhafter Vorschlag (schon weil ich mich freute, einmal wieder von Ihnen angerufen zu sein!) raschere Erwiderung gefunden: zu bedenken hatte ich ihn keinen Augenblick, leider wußte ich sofort, daß ich ihn in keiner Weise in Betracht nehmen kann. Es würde ein zu langes Capitel abgeben, wollte ich Ihnen erzählen, was ich alles gegen Anthologien einzuwenden habe; (wo ich etwa in eine gerieth, wars immer - oder doch seit fünfzehn Jahren! - ohne oder völlig gegen meinen Willen): so wäre ich der Letzte, dergleichen Unternehmung hervorzurufen, sei es auch in der rühmlichsten und angenehmsten Verbindung. Dazu theile ich auch nicht Ihre Meinung, daß es jungen Menschen heute noch, wie vor zwanzig Jahren, schwer sei, für ihre lyrischen Versuche einen Verleger (fast hätte ich gesagt: Unternehmer) zu finden - und auch den Leser für Lyrisches braucht man nicht mehr so ängstlich zu suchen ... Jemand wahrhaft Gültigen zu 'entdecken', wäre freilich aller Mühe werth, aber die Manuskripte sind gewiß, ebenso zu Ihnen wie zu mir, auch unterwegs, ohne daß wir Ihnen anthologische Aussichten versprechen; und Sie wissen so gut wie ich, daß es, in den meisten Fällen, leider ein verlegenes Geschäft ist, sie zurückzugeben. - Welche Überraschung, Sie mit Prosa beschäftigt zu denken! Übrigens las ich Ihrige Prosa, eben, im 'Litterarischen Echo' , diese ausgezeichneten eindringlichen Aufsätze über die Meisterballade, von der ja allerdings niemand so vom Grunde her mitwissend zu sprechen berufen und befähigt ist, wie Sie ...". Bedankt sich für Münchhausens Gastfreundschaft, die er gern einmal genießen würde (Münchhausen bewohnte bekanntlich die Burg Windischleuba). Aber: "... Vor der Hand sitze ich - mitten in dieser erhabenen und dabei doch sanften Landschaft des Wallis - in einem alten Thurm, den ein schweizer Freund, solang ich ihn brauchen mag, zu meiner Verfügung gestellt hat: dieser Vergünstigung verdank ich - nach vielen unruhigen und verstörten - einen gesammelten und aus reiner Sammlung ergiebigen Winter, und sähe gern, wenn es ginge, noch einen ähnlichen vor mir ...". - In diesem Winter waren die "Duineser Elegien" vollendet worden und die "Sonette an Orpheus" entstanden.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2061
Auktion:
Datum:
22.04.2016
Auktionshaus:
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14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
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