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Auktionsarchiv: Los-Nr. 2060

Rilke, Rainer Maria Brief 1899 an Ernst von Wolzogen

Schätzpreis
3.000 €
ca. 3.401 $
Zuschlagspreis:
3.500 €
ca. 3.968 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2060

Rilke, Rainer Maria Brief 1899 an Ernst von Wolzogen

Schätzpreis
3.000 €
ca. 3.401 $
Zuschlagspreis:
3.500 €
ca. 3.968 $
Beschreibung:

"in der Stille mich auszubreiten über die Dinge" Rilke, Rainer Maria, Dichter (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "Rainer Maria Rilke". 4 S. Gr. 8vo. Schmargendorf bei Berlin, Villa Waldfrieden, 17.IX.1899. Früher und sehr umfangreicher Brief an Ernst von Wolzogen in München. Rilke entschuldigt sich, daß er so lange geschwiegen habe, aber: "... unter Zeit und Firniß leuchten Ihnen in den allen Farben meine Sympathie und meine Ergebenheit entgegen." Er habe nun wieder zwei kleine Bitten "zu Gunsten Anderer": "... Es handelt sich einmal darum, der Gräfin Franziska Reventlow irgendeinen Verleger anzurathen. Sie kennen sie dem Namen nach gewiß. Sie hat eine Menge für den Langen'schen Verlag übersetzt und hat von dem spärlichen Erwerb, der ihre Nächte wie ihre Tage in Anspruch nahm, sich und ihr Kind mit einer Froheit und Muthigkeit durchgeschlagen, die mir immer noch als ein Wunder erscheint. Bedrängt von den ärgsten Verhältnissen, von dem eigenen Leiden oft und oft gefährdet, hat sie mit beiden Händen das Leben hochgehalten, das liebe und freundige Leben, das sie in jeder Minute anerkennt und zu dem sie 'Ja' sagt mit jeder Geberde ihrer mütterlichen Tapferkeit. Sie hat nach vielem Übersetzen neuerdings Lust zu eigener Arbeit bekommen und bedürfte nun des Rathes ... Das andere ist weniger mühsam: Im Vorjahr hatten wir hier in der 'Urania' einen überaus interessanten Theaterabend: Maeterlincks 'Intérieur' wurde mit ganz einfachen Mitteln, ganz in seinem Geiste, in dem intimen Hause des winzigen Theaters an der Invalidenstrasse aufgeführt. Es war ein festliches Zusammenkommen von Gästen, welches sich von dem üblichen Premierenwesen schön unterschied, und was auf der Bühne geschah, war eine mächtige Zusammenfassung der Anwesenden ... Derjenige, welche die Aufführung veranstaltet hat, Herr Dr. Martin Zickel, kommt heuer (nicht ganz freiwillig, d. h. als Einjährig-Freiwilliger) nach München und würde sich glücklich schätzen, in Ihrem lieben gastlichen Hause vorsprechen zu dürfen ... Ich kenne Dr. Zickel nicht persönlich und habe nur in brieflichem Verkehr mit ihm gestanden, glaube aber, Ihnen denselben als einen Mann von Geschmack und Begabung anempfehlen zu können ... Ich glaube überdies, daß Dr. Zickel, der für diesen Winter (ehe das Loos ihn traf) einige feine Theaterabende mit Maeterlinck, Wedekinds 'Kammersänger' etc. vorbereitet hat, viel theatertechnisches Geschick hat und Ihnen in der Inszenierung irgendwelcher neuen Dinge eine gute Hilfe sein wird ... Uns, hier in Berlin, geht mit Zickel die letzte Hoffnung davon, in diesem Winter einen besonders feinen Bissen zu bekommen; denn selbst was das Deutsche Theater [unter Leitung von Otto Brahm] bringt, wird durch das ganze Unwesen einer solchen Première für mein Gefühl stark störend beeinflußt. Wollte Gott unsere Theater wären wie unsere Kunstsalons. So unconventionell, so geschmakvoll, so rücksichtlos geschmakvoll! ...". Erinnert an den letzten Brief des Adressaten vor zwei Jahren. "... Ich war indessen nicht träge. - Nächstens kommt ein Buch, welches ich Ihnen senden werde - vielleicht finden Sie mich darin so, wie Sie mich einmal gewollt haben. - Ich war viel unterwegs. In Italien und lange in Russland. Überall kam mir ein Stück meiner selbst hinzu, und ich habe keinen Wunsch, als so in der Stille mich auszubreiten über die Dinge, so daß sie alle in meinen Grenzen stehen, will sagen: in meiner Liebe ...". - Vgl. Schnack, Rilke-Chronik, Neuausgabe S. 97.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2060
Auktion:
Datum:
22.04.2016
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

"in der Stille mich auszubreiten über die Dinge" Rilke, Rainer Maria, Dichter (1875-1926). Eigh. Brief m. U. "Rainer Maria Rilke". 4 S. Gr. 8vo. Schmargendorf bei Berlin, Villa Waldfrieden, 17.IX.1899. Früher und sehr umfangreicher Brief an Ernst von Wolzogen in München. Rilke entschuldigt sich, daß er so lange geschwiegen habe, aber: "... unter Zeit und Firniß leuchten Ihnen in den allen Farben meine Sympathie und meine Ergebenheit entgegen." Er habe nun wieder zwei kleine Bitten "zu Gunsten Anderer": "... Es handelt sich einmal darum, der Gräfin Franziska Reventlow irgendeinen Verleger anzurathen. Sie kennen sie dem Namen nach gewiß. Sie hat eine Menge für den Langen'schen Verlag übersetzt und hat von dem spärlichen Erwerb, der ihre Nächte wie ihre Tage in Anspruch nahm, sich und ihr Kind mit einer Froheit und Muthigkeit durchgeschlagen, die mir immer noch als ein Wunder erscheint. Bedrängt von den ärgsten Verhältnissen, von dem eigenen Leiden oft und oft gefährdet, hat sie mit beiden Händen das Leben hochgehalten, das liebe und freundige Leben, das sie in jeder Minute anerkennt und zu dem sie 'Ja' sagt mit jeder Geberde ihrer mütterlichen Tapferkeit. Sie hat nach vielem Übersetzen neuerdings Lust zu eigener Arbeit bekommen und bedürfte nun des Rathes ... Das andere ist weniger mühsam: Im Vorjahr hatten wir hier in der 'Urania' einen überaus interessanten Theaterabend: Maeterlincks 'Intérieur' wurde mit ganz einfachen Mitteln, ganz in seinem Geiste, in dem intimen Hause des winzigen Theaters an der Invalidenstrasse aufgeführt. Es war ein festliches Zusammenkommen von Gästen, welches sich von dem üblichen Premierenwesen schön unterschied, und was auf der Bühne geschah, war eine mächtige Zusammenfassung der Anwesenden ... Derjenige, welche die Aufführung veranstaltet hat, Herr Dr. Martin Zickel, kommt heuer (nicht ganz freiwillig, d. h. als Einjährig-Freiwilliger) nach München und würde sich glücklich schätzen, in Ihrem lieben gastlichen Hause vorsprechen zu dürfen ... Ich kenne Dr. Zickel nicht persönlich und habe nur in brieflichem Verkehr mit ihm gestanden, glaube aber, Ihnen denselben als einen Mann von Geschmack und Begabung anempfehlen zu können ... Ich glaube überdies, daß Dr. Zickel, der für diesen Winter (ehe das Loos ihn traf) einige feine Theaterabende mit Maeterlinck, Wedekinds 'Kammersänger' etc. vorbereitet hat, viel theatertechnisches Geschick hat und Ihnen in der Inszenierung irgendwelcher neuen Dinge eine gute Hilfe sein wird ... Uns, hier in Berlin, geht mit Zickel die letzte Hoffnung davon, in diesem Winter einen besonders feinen Bissen zu bekommen; denn selbst was das Deutsche Theater [unter Leitung von Otto Brahm] bringt, wird durch das ganze Unwesen einer solchen Première für mein Gefühl stark störend beeinflußt. Wollte Gott unsere Theater wären wie unsere Kunstsalons. So unconventionell, so geschmakvoll, so rücksichtlos geschmakvoll! ...". Erinnert an den letzten Brief des Adressaten vor zwei Jahren. "... Ich war indessen nicht träge. - Nächstens kommt ein Buch, welches ich Ihnen senden werde - vielleicht finden Sie mich darin so, wie Sie mich einmal gewollt haben. - Ich war viel unterwegs. In Italien und lange in Russland. Überall kam mir ein Stück meiner selbst hinzu, und ich habe keinen Wunsch, als so in der Stille mich auszubreiten über die Dinge, so daß sie alle in meinen Grenzen stehen, will sagen: in meiner Liebe ...". - Vgl. Schnack, Rilke-Chronik, Neuausgabe S. 97.

Auktionsarchiv: Los-Nr. 2060
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Datum:
22.04.2016
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