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Auktionsarchiv: Los-Nr. 364

Musealer Renaissance-Kunstkammerschrank

770 | Kunst, Antiquitäten & Schmuck
27.02.2019 - 28.02.2019
Schätzpreis
8.000 €
ca. 9.067 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 364

Musealer Renaissance-Kunstkammerschrank

770 | Kunst, Antiquitäten & Schmuck
27.02.2019 - 28.02.2019
Schätzpreis
8.000 €
ca. 9.067 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Um 1560/70
205x155x55 cm
Doppelgeschossig mit vier Türen. Gegliedert durch drei Lisenenfriese mit korinthischen Kapitellabschlüssen. Sockel und Gesims mehrfach profiliert, am entsprechenden Mittelfries zwei eingearbeitete Schübe. Die kassettierten Türen ausgeschmückt von reliefgeschnitzten Tafeln, die in "trompe-l'oeil"-Manier perspektivische Rundbogenarchitektur in Auf- und Untersicht zeigen. Auf den Seiten kassettierte Füllungsfelder. Aufgelegter Profilkranz, erg. Schlösser fehlen. Rest., erg., Alterssch. Nussbaum.
Provenienz: Aus süddeutschem Adelsbesitz. Vormals im Besitz des bekannten und hochgeschätzten Ägyptologen, Autors und Kunstsammlers Guy Weill Goudchaux (1931 - 2014). Teile seiner Sammlung wurden weltweit in namhaften Museen ausgestellt. Ein Schreiben von ihm aus dem Jahre 1988 (liegt in Kopie vor) mit Bezug zu dem Schrank, ist gerichtet an Jaqueline Boccador, vom Gericht bestellte Expertin, Rue du Bac, Paris. Diese hat den Kunstkammer-Schrank bereits 1983 in einem ausführlichen Gutachten gewürdigt(liegt ebenfalls in Kopie vor). Das charakteristische Merkmal dieses Möbels sind vier geschnitzte Türpaneele mit perspektivisch gearbeiteten Architekturstücken. Alle vier Tafeln sind auf einen imaginären Fluchtpunkt in der Tiefe ausgerichtet und täuschen dadurch Dreidimensionalität vor. Sie unterscheiden sich aber sowohl im Blickpunkt - im oberen Register eine leichte Untersicht, im unteren Register hingegen ein hoher Standpunkt - wie auch im architektonischen Detail: im unteren Rang sind je zwei Fenster zu einem Galeriegeschoss vorgeblendet, während im oberen Rang eine hohe Pfeilerarkade ausgebildet ist. Insgesamt aber entsteht durch die perspektivische Flucht eine Kohärenz zwischen den Tafelpaaren, sodass die Fassade des Schrankes dank dieses kunstvollen trompe-l'oil zu einem Schaufenster in das Innere einer Sakralarchitektur wird, so als blicke man nur durch die Seiten einer dreischiffigen Kirche. Ein derart ausgeführtes Kunstobjekt erweckt den Eindruck eines Schaustücks, eigen konzipiert für eine spezielle Präsentation oder als Teil einer privaten Kunstkammer. Welchem kunsthistorischen Kontext könnte nun das hier präsentierte Möbel zuzuordnen sein? Aus einem Sachverständigengutachten (erstellt von Jacqueline Boccador, Paris, den 04. Februar 1983 - das Gutachten liegt dem Haus in Kopie vor) wird eine Zuschreibung als französisches Möbel, wohl aus Lyon und aus der Zeit von 1560 bis 1570 attestiert. Dem gegenüber steht eine direkte Antwort des bekannten Sammlers Guy Weill Goudchaux, vom 20. März 1988, in der er aufgrund von Recherchen des Metropolitan Museums zu Tafeln einer zeitgleichen französischen Kapelle eine Datierung schon auf vor 1550 für möglich hält (Kopie liegt ebenfalls vor). Es herrscht aber Einigkeit, dass es sich wohl um ein Möbel aus Frankreich handelt, das klar unter dem Einfluss italienischer Renaissancearchitektur steht. Die Arbeit italienischer Künstler in Frankreich ist schon seit Anfang des 16. Jahrhunderts und vor allem unter Franz I. bekannt und lässt sich etwa durch Aufträge Rosso Fiorentinos, Leonardo da Vincis und nicht zuletzt das Wirken Sebastiano Serlios, der 1541-1542 nach Frankreich kommt und seine einflussreichen Bücher zur Architektur publizierte, untermauern. Eine Datierung in das Jahrzehnt vor 1550 ließe sich insofern verstehen, als dass in diesen Jahren französische Hofarchitektur mit italienischer Prägung dominierte und erst nach 1550 eine eigene Nomenklatur herausbildete (prominente Projekte unter Franz I. und Heinrich II.: Louvre, Chambord, Fontainebleau, Ancy-le Franc). Doch der Einfluss Italiens geht noch weiter zurück und kennt direkte Vorlagen für perspektivische Intarsienkunst. Die Repräsentation von Architektur ist ein Kernthema der italienischen Renaissancekunst. Die Errungenschaften in der perspektivischen Darstellung sind mit den größten Künstlern der Architektur, der Zeichnung und der Malerei zu verbinden, die die Kunstwelt kennt. Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Ausstellungen zu dieser Thematik wurde im Venezianischen Palazzo Grassi mit dem grundlegenden Titel "The Renaissance from Brunelleschi to Michelangelo. The Representation of Architecture" präsentiert. Die zugehörige Publikation von 1994 behandelt die Entwicklung der perspektivischen Darstellung in der Malerei von der Freskomalerei Masaccios bis zu Raffaels ikonenhaftem, zentralperspektivisch ausgeführten Fresko "Die Schule von Athen" von 1509-1510. Thema ist ebenso die mediale Vielfalt in dieser Entwicklung, etwa in d

Auktionsarchiv: Los-Nr. 364
Auktion:
Datum:
27.02.2019 - 28.02.2019
Auktionshaus:
Nagel Auktionen GmbH
Neckarstr. 189-191
70190 Stuttgart
Deutschland
contact@auction.de
+49 (0)711 649690
+49 (0)711 64969696
Beschreibung:

Um 1560/70
205x155x55 cm
Doppelgeschossig mit vier Türen. Gegliedert durch drei Lisenenfriese mit korinthischen Kapitellabschlüssen. Sockel und Gesims mehrfach profiliert, am entsprechenden Mittelfries zwei eingearbeitete Schübe. Die kassettierten Türen ausgeschmückt von reliefgeschnitzten Tafeln, die in "trompe-l'oeil"-Manier perspektivische Rundbogenarchitektur in Auf- und Untersicht zeigen. Auf den Seiten kassettierte Füllungsfelder. Aufgelegter Profilkranz, erg. Schlösser fehlen. Rest., erg., Alterssch. Nussbaum.
Provenienz: Aus süddeutschem Adelsbesitz. Vormals im Besitz des bekannten und hochgeschätzten Ägyptologen, Autors und Kunstsammlers Guy Weill Goudchaux (1931 - 2014). Teile seiner Sammlung wurden weltweit in namhaften Museen ausgestellt. Ein Schreiben von ihm aus dem Jahre 1988 (liegt in Kopie vor) mit Bezug zu dem Schrank, ist gerichtet an Jaqueline Boccador, vom Gericht bestellte Expertin, Rue du Bac, Paris. Diese hat den Kunstkammer-Schrank bereits 1983 in einem ausführlichen Gutachten gewürdigt(liegt ebenfalls in Kopie vor). Das charakteristische Merkmal dieses Möbels sind vier geschnitzte Türpaneele mit perspektivisch gearbeiteten Architekturstücken. Alle vier Tafeln sind auf einen imaginären Fluchtpunkt in der Tiefe ausgerichtet und täuschen dadurch Dreidimensionalität vor. Sie unterscheiden sich aber sowohl im Blickpunkt - im oberen Register eine leichte Untersicht, im unteren Register hingegen ein hoher Standpunkt - wie auch im architektonischen Detail: im unteren Rang sind je zwei Fenster zu einem Galeriegeschoss vorgeblendet, während im oberen Rang eine hohe Pfeilerarkade ausgebildet ist. Insgesamt aber entsteht durch die perspektivische Flucht eine Kohärenz zwischen den Tafelpaaren, sodass die Fassade des Schrankes dank dieses kunstvollen trompe-l'oil zu einem Schaufenster in das Innere einer Sakralarchitektur wird, so als blicke man nur durch die Seiten einer dreischiffigen Kirche. Ein derart ausgeführtes Kunstobjekt erweckt den Eindruck eines Schaustücks, eigen konzipiert für eine spezielle Präsentation oder als Teil einer privaten Kunstkammer. Welchem kunsthistorischen Kontext könnte nun das hier präsentierte Möbel zuzuordnen sein? Aus einem Sachverständigengutachten (erstellt von Jacqueline Boccador, Paris, den 04. Februar 1983 - das Gutachten liegt dem Haus in Kopie vor) wird eine Zuschreibung als französisches Möbel, wohl aus Lyon und aus der Zeit von 1560 bis 1570 attestiert. Dem gegenüber steht eine direkte Antwort des bekannten Sammlers Guy Weill Goudchaux, vom 20. März 1988, in der er aufgrund von Recherchen des Metropolitan Museums zu Tafeln einer zeitgleichen französischen Kapelle eine Datierung schon auf vor 1550 für möglich hält (Kopie liegt ebenfalls vor). Es herrscht aber Einigkeit, dass es sich wohl um ein Möbel aus Frankreich handelt, das klar unter dem Einfluss italienischer Renaissancearchitektur steht. Die Arbeit italienischer Künstler in Frankreich ist schon seit Anfang des 16. Jahrhunderts und vor allem unter Franz I. bekannt und lässt sich etwa durch Aufträge Rosso Fiorentinos, Leonardo da Vincis und nicht zuletzt das Wirken Sebastiano Serlios, der 1541-1542 nach Frankreich kommt und seine einflussreichen Bücher zur Architektur publizierte, untermauern. Eine Datierung in das Jahrzehnt vor 1550 ließe sich insofern verstehen, als dass in diesen Jahren französische Hofarchitektur mit italienischer Prägung dominierte und erst nach 1550 eine eigene Nomenklatur herausbildete (prominente Projekte unter Franz I. und Heinrich II.: Louvre, Chambord, Fontainebleau, Ancy-le Franc). Doch der Einfluss Italiens geht noch weiter zurück und kennt direkte Vorlagen für perspektivische Intarsienkunst. Die Repräsentation von Architektur ist ein Kernthema der italienischen Renaissancekunst. Die Errungenschaften in der perspektivischen Darstellung sind mit den größten Künstlern der Architektur, der Zeichnung und der Malerei zu verbinden, die die Kunstwelt kennt. Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Ausstellungen zu dieser Thematik wurde im Venezianischen Palazzo Grassi mit dem grundlegenden Titel "The Renaissance from Brunelleschi to Michelangelo. The Representation of Architecture" präsentiert. Die zugehörige Publikation von 1994 behandelt die Entwicklung der perspektivischen Darstellung in der Malerei von der Freskomalerei Masaccios bis zu Raffaels ikonenhaftem, zentralperspektivisch ausgeführten Fresko "Die Schule von Athen" von 1509-1510. Thema ist ebenso die mediale Vielfalt in dieser Entwicklung, etwa in d

Auktionsarchiv: Los-Nr. 364
Auktion:
Datum:
27.02.2019 - 28.02.2019
Auktionshaus:
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