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Auktionsarchiv: Los-Nr. 290

Lehmbruck, Wilhelm (Duisburg 1881 - 1919 Berlin).

Schätzpreis
6.000 €
ca. 7.278 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 290

Lehmbruck, Wilhelm (Duisburg 1881 - 1919 Berlin).

Schätzpreis
6.000 €
ca. 7.278 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Mutter und Kind (Fragment).
Steinguss. 1918. 300 x 200 x 180 mm. Auf Holzsockel (Höhe: 40 mm.)
Provenienz: Privatbesitz Westfalen, jetzt Berlin (durch Erbfolge). - Der westfälische Sammler erwarb in den 30er Jahren über die Galerie Alex Vömel mehrere Steingüsse Wilhelm Lehmbrucks. Bei der Zerstörung der Sammlung durch Kriegseinwirkungen am 1.11.1940 wurde vorliegende Skulptur zwar beschädigt, konnte jedoch aus den Trümmern einer Hagener Stadtvilla geborgen werden und verblieb bei den Erben. Eine weitere Skulptur Lehmbrucks aus derselben Sammlung wurde von der Familie 1962 an die Stadt Duisburg verkauft und befindet sich heute im Lembruck-Museum. Als eine seiner letzten Skulpturen schuf Lehmbruck den Torso einer "Mutter mit Kind". Der Künstler weilte in der Schweiz, da er wegen seiner Schwerhörigkeit ab 1916 vom Kriegsdienst befreit war. Dennoch verfolgten ihn jene schrecklichen Eindrücke, die er zwei Jahre lang als Sanitäter gesehen hatte, bis zu seinem frühen Freitod 1919. In den letzten Lebensmonaten zog der Verzweifelte nach Berlin, wo er vermutlich die Plastik vollendete, welche in einzigartiger Weise schmerzvolle Geborgenheit, Leid und Frieden, Güte und Reinheit zu vereinen vermag. Die Mutter neigt in der unverkennbaren Lehmbruck'schen Manier den Kopf zu ihrem Kind, das sie eng umschlossen an sich hält. Dies mag dem Schutz, aber auch der Beruhigung dienen - es scheint eine Art Vergewisserung über das Lebende. Typisch für das Werk Lehmbrucks sind dessen Detailreduktion, Streckung des Halses, das Überindividuelle, die Leiblichkeit bei gleichzeitigem Verweilen im Geistig-Psychischen. Eine Ästhetik, die den Menschen verändern sollte. So schrieb der Künstler 1918 berührt in einem Brief zu dem Neuanfang in Deutschland: "Wie dort starke, unbedingte Menschen eine neue Menschheit und Menschlichkeit aufrichten - auch ich will etwas Ganzes werden in meinem Beruf und mithelfen, die zertrümmerte Welt neu aufzubauen." (Schubert 2001, S. 47) Trotz seiner Fragmentierung ist beim vorliegenden Kopf der Mutter der volle Gestaltungswillen Lehmbrucks erhalten geblieben, den Fritz von Unruh 1919 in signifikanter Weise formulierte: "Leben aber ist Schaffen, selbst der Tod noch dient dem Lebendigen. Mein Glaube an das Lebendige endet darum weder in den Kriegshöllen, noch in den Massakern der Anarchie. Obwohl ich mir bewußt bin, daß das Chaos unserer Gegenwart die Mentalität wieder für Transzendenz und für Nihilismus em-pfänglich macht, ist mir die Solidarität der Geister und Völker als reifste Frucht unseres schaffenden Glaubens bereits sichtbar. Sein absolutes Ziel [...] ist mit Zukunft gleichbedeutend, d.h. dem Individuum wie seiner Politeia, die Vielfältigkeit aller Erkenntnis dergestalt nutzbar zu machen, daß sich uns letzten Endes ein Mensch darstellt, dessen Hirn, wie die Kuppel die Gebete der Gläubigen, alle Gefühle bewußter Menschlichkeit umfaßt. Ein Typ, wie ihn der erst jüngst verstorbene große deutsche Bildhauer Wilhelm Lehmbruck innig und dauernd bestrebt war zu gestalten. Ein Kopf, der nicht durch seine Sinnesorgane in die Plastik tritt, sondern durch die Wölbung des Stirnschädels die Gedankenwelt zur Dominante unseres Leibes erhebt." (Schubert 2001, S. 48) [48041

Auktionsarchiv: Los-Nr. 290
Auktion:
Datum:
28.04.2018
Auktionshaus:
Dr. Irene Lehr Kunstauktionen GmbH
im Hotel Bristol Berlin , Kurfürstendamm 27 (Eingang: Fasanenstrasse 76) • 10719 Berlin Telefon am Auktionstag ab 12:00 Uhr: +49 30 8843 40
Beschreibung:

Mutter und Kind (Fragment).
Steinguss. 1918. 300 x 200 x 180 mm. Auf Holzsockel (Höhe: 40 mm.)
Provenienz: Privatbesitz Westfalen, jetzt Berlin (durch Erbfolge). - Der westfälische Sammler erwarb in den 30er Jahren über die Galerie Alex Vömel mehrere Steingüsse Wilhelm Lehmbrucks. Bei der Zerstörung der Sammlung durch Kriegseinwirkungen am 1.11.1940 wurde vorliegende Skulptur zwar beschädigt, konnte jedoch aus den Trümmern einer Hagener Stadtvilla geborgen werden und verblieb bei den Erben. Eine weitere Skulptur Lehmbrucks aus derselben Sammlung wurde von der Familie 1962 an die Stadt Duisburg verkauft und befindet sich heute im Lembruck-Museum. Als eine seiner letzten Skulpturen schuf Lehmbruck den Torso einer "Mutter mit Kind". Der Künstler weilte in der Schweiz, da er wegen seiner Schwerhörigkeit ab 1916 vom Kriegsdienst befreit war. Dennoch verfolgten ihn jene schrecklichen Eindrücke, die er zwei Jahre lang als Sanitäter gesehen hatte, bis zu seinem frühen Freitod 1919. In den letzten Lebensmonaten zog der Verzweifelte nach Berlin, wo er vermutlich die Plastik vollendete, welche in einzigartiger Weise schmerzvolle Geborgenheit, Leid und Frieden, Güte und Reinheit zu vereinen vermag. Die Mutter neigt in der unverkennbaren Lehmbruck'schen Manier den Kopf zu ihrem Kind, das sie eng umschlossen an sich hält. Dies mag dem Schutz, aber auch der Beruhigung dienen - es scheint eine Art Vergewisserung über das Lebende. Typisch für das Werk Lehmbrucks sind dessen Detailreduktion, Streckung des Halses, das Überindividuelle, die Leiblichkeit bei gleichzeitigem Verweilen im Geistig-Psychischen. Eine Ästhetik, die den Menschen verändern sollte. So schrieb der Künstler 1918 berührt in einem Brief zu dem Neuanfang in Deutschland: "Wie dort starke, unbedingte Menschen eine neue Menschheit und Menschlichkeit aufrichten - auch ich will etwas Ganzes werden in meinem Beruf und mithelfen, die zertrümmerte Welt neu aufzubauen." (Schubert 2001, S. 47) Trotz seiner Fragmentierung ist beim vorliegenden Kopf der Mutter der volle Gestaltungswillen Lehmbrucks erhalten geblieben, den Fritz von Unruh 1919 in signifikanter Weise formulierte: "Leben aber ist Schaffen, selbst der Tod noch dient dem Lebendigen. Mein Glaube an das Lebendige endet darum weder in den Kriegshöllen, noch in den Massakern der Anarchie. Obwohl ich mir bewußt bin, daß das Chaos unserer Gegenwart die Mentalität wieder für Transzendenz und für Nihilismus em-pfänglich macht, ist mir die Solidarität der Geister und Völker als reifste Frucht unseres schaffenden Glaubens bereits sichtbar. Sein absolutes Ziel [...] ist mit Zukunft gleichbedeutend, d.h. dem Individuum wie seiner Politeia, die Vielfältigkeit aller Erkenntnis dergestalt nutzbar zu machen, daß sich uns letzten Endes ein Mensch darstellt, dessen Hirn, wie die Kuppel die Gebete der Gläubigen, alle Gefühle bewußter Menschlichkeit umfaßt. Ein Typ, wie ihn der erst jüngst verstorbene große deutsche Bildhauer Wilhelm Lehmbruck innig und dauernd bestrebt war zu gestalten. Ein Kopf, der nicht durch seine Sinnesorgane in die Plastik tritt, sondern durch die Wölbung des Stirnschädels die Gedankenwelt zur Dominante unseres Leibes erhebt." (Schubert 2001, S. 48) [48041

Auktionsarchiv: Los-Nr. 290
Auktion:
Datum:
28.04.2018
Auktionshaus:
Dr. Irene Lehr Kunstauktionen GmbH
im Hotel Bristol Berlin , Kurfürstendamm 27 (Eingang: Fasanenstrasse 76) • 10719 Berlin Telefon am Auktionstag ab 12:00 Uhr: +49 30 8843 40
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