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Auktionsarchiv: Los-Nr. 3079

Kafka, Franz 1883 - 1924

Limitpreis
42.000 €
ca. 55.101 $
Zuschlagspreis:
96.000 €
ca. 125.945 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 3079

Kafka, Franz 1883 - 1924

Limitpreis
42.000 €
ca. 55.101 $
Zuschlagspreis:
96.000 €
ca. 125.945 $
Beschreibung:

Kafka, Franz 1883 - 1924. Deutschsprachiger Schriftsteller. L.A.S. «Franz» . (Zürau 4.XII.1917, auf dem beiliegenden Briefumschlag). Vier S. gr.-8°. Kariertes Papier. Mit frankiertem Umschlag. Seit Mitte September lebte Kafka bei seiner Schwester Ottla in Zürau, einem kleinen böhmischen Dörfchen, die dort ein landwirtschaftliches Gut ihres Schwagers Karl Hermann führte. Am 4. September war bei Kafka Tuberkulose festgestellt worden. An seinen vertrauten Freund, den Schriftsteller Max Brod (1884 - 1968) in Prag, dem er in sehr ergreifender Weise seine Angst vor Mäusen beschreibt: «Lieber Max nur Zufall, dass ich erst heute antworte und eben auch die Zimmer- Licht und Mäuseverhältnisse. Aber mit Nervosität und einem Stadt-Dorf-Austausch hat das nichts zu tun. Das was ich gegenüber Mäusen habe, ist platte Angst. Auszuforschen woher sie kommt, ist Sache der Psychoanalytiker, ich bin es nicht. Gewiss hängt sie wie auch die Ungezieferangst mit dem unerwarteten, ungebetenen, unvermeidbaren, gewissermassen stummen, verbissenen, geheimabsichtlichen Erscheinen dieser Tiere zusammen, mit dem Gefühl, dass sie die Mauern ringsherum hundertfach durchgraben haben und dort lauern, dass sie sowohl durch die ihnen gehörige Nachtzeit als auch durch ihre Winzigkeit so fern uns und damit noch weniger angreifbar sind. Besonders die Kleinheit gibt einen wichtigen Angstbestandteil ab, die Vorstellung z. B., dass es ein Tier geben sollte, das genau so aussehen würde wie das Schwein, also an sich belustigend, aber so klein wäre wie eine Ratte und etwa aus einem Loch im Fussboden schnaufend herauskäme das ist eine entsetzliche Vorstellung. Seit ein paar Tagen habe ich einen recht guten, wenn auch nur provisorischen Ausweg gefunden. Ich lasse die Katze während der Nacht im leeren Nebenzimmer, verhüte dadurch die Verunreinigung meines Zimmers (schwer ist sich in dieser Hinsicht mit einem Tier zu verständigen. Es scheinen lediglich Missverständnisse zu sein, denn die Katze weiss infolge von Schlägen und verschiedenen sonstigen Aufklärungen, dass die Verrichtung der Notdurft etwas unbeliebtes ist und der Ort dafür sorgfältig ausgesucht werden muss. Wie macht sie es also? Sie wählt z.B. einen Ort, der dunkel ist, der mir ferner ihre Anhänglichkeit beweist und ausserdem natürlich auch für sie Annehmlichkeiten hat. Von der Menschenseite aus gesehen ist dieser Ort zufällig das Innere meines Pantoffels. Also ein Missverständnis und solcher gibt es soviele wie Nächte und Bedürfnisse) und die Möglichkeit des Bettsprungs, habe aber doch die Beruhigung, wenn es schlimm werden sollte, die Katze einlassen zu können. Diese letzten Nächte waren auch ruhig, wenigstens gab es keine ganz eindeutigen Mäuseanzeichen. Dem Schlaf nützt es allerdings nicht, wenn man einen Teil der Katzenaufgabe selbst übernimmt, mit gespitzten Ohren und Feueraugen aufrecht oder vorgebeugt im Bett horcht, aber so war es nur in der ersten Nacht, es wird schon besser. Ich erinnere mich an die besonderen Fallen, von denen Du mir schon öfter erzählt hast, die sind aber wohl jetzt nicht zu haben, auch will ich sie eigentlich nicht. Fallen locken ja sogar noch an und rotten nur die Mäuse aus, die sie totschlagen. Katzen dagegen vertreiben die Mäuse schon durch die blosse Anwesenheit, vielleicht sogar schon durch die blossen Ablagerungen, weshalb auch diese nicht ganz zu verachten sind. Auffallend war es besonders in der ersten Katzennacht, welche auf die grosse Mäusenacht folgte. Es war zwar noch nicht ganz ‚mäuschenstill’, aber keine lief mehr herum, die Katze saß, verdüstert wegen des ihr aufgezwungenen Lokalwechsels im Winkel beim Ofen und rührte sich nicht, aber es genügte, es war die Anwesenheit des Lehrers, nur noch geschwätzt wurde hie und da in den Löchern. Du schreibst so wenig von Dir, ich räche mich mit den Mäusen. Du schreibst: «ich warte auf Erlösung». Glücklicherweise deckt sich Dein bewusstes Denken und Dein Handeln nicht ganz. Wer fühlt sich denn nicht ‚krank, schuldbewusst, ohnmächti

Auktionsarchiv: Los-Nr. 3079
Auktion:
Datum:
08.12.2012
Auktionshaus:
Auktionshaus Kaupp GmbH
Schloss Sulzburg, Hauptstr. 62
79295 Sulzburg
Deutschland
auktionen@kaupp.de
+49 (0)76 34 50380
+49 (0)76 34 503850
Beschreibung:

Kafka, Franz 1883 - 1924. Deutschsprachiger Schriftsteller. L.A.S. «Franz» . (Zürau 4.XII.1917, auf dem beiliegenden Briefumschlag). Vier S. gr.-8°. Kariertes Papier. Mit frankiertem Umschlag. Seit Mitte September lebte Kafka bei seiner Schwester Ottla in Zürau, einem kleinen böhmischen Dörfchen, die dort ein landwirtschaftliches Gut ihres Schwagers Karl Hermann führte. Am 4. September war bei Kafka Tuberkulose festgestellt worden. An seinen vertrauten Freund, den Schriftsteller Max Brod (1884 - 1968) in Prag, dem er in sehr ergreifender Weise seine Angst vor Mäusen beschreibt: «Lieber Max nur Zufall, dass ich erst heute antworte und eben auch die Zimmer- Licht und Mäuseverhältnisse. Aber mit Nervosität und einem Stadt-Dorf-Austausch hat das nichts zu tun. Das was ich gegenüber Mäusen habe, ist platte Angst. Auszuforschen woher sie kommt, ist Sache der Psychoanalytiker, ich bin es nicht. Gewiss hängt sie wie auch die Ungezieferangst mit dem unerwarteten, ungebetenen, unvermeidbaren, gewissermassen stummen, verbissenen, geheimabsichtlichen Erscheinen dieser Tiere zusammen, mit dem Gefühl, dass sie die Mauern ringsherum hundertfach durchgraben haben und dort lauern, dass sie sowohl durch die ihnen gehörige Nachtzeit als auch durch ihre Winzigkeit so fern uns und damit noch weniger angreifbar sind. Besonders die Kleinheit gibt einen wichtigen Angstbestandteil ab, die Vorstellung z. B., dass es ein Tier geben sollte, das genau so aussehen würde wie das Schwein, also an sich belustigend, aber so klein wäre wie eine Ratte und etwa aus einem Loch im Fussboden schnaufend herauskäme das ist eine entsetzliche Vorstellung. Seit ein paar Tagen habe ich einen recht guten, wenn auch nur provisorischen Ausweg gefunden. Ich lasse die Katze während der Nacht im leeren Nebenzimmer, verhüte dadurch die Verunreinigung meines Zimmers (schwer ist sich in dieser Hinsicht mit einem Tier zu verständigen. Es scheinen lediglich Missverständnisse zu sein, denn die Katze weiss infolge von Schlägen und verschiedenen sonstigen Aufklärungen, dass die Verrichtung der Notdurft etwas unbeliebtes ist und der Ort dafür sorgfältig ausgesucht werden muss. Wie macht sie es also? Sie wählt z.B. einen Ort, der dunkel ist, der mir ferner ihre Anhänglichkeit beweist und ausserdem natürlich auch für sie Annehmlichkeiten hat. Von der Menschenseite aus gesehen ist dieser Ort zufällig das Innere meines Pantoffels. Also ein Missverständnis und solcher gibt es soviele wie Nächte und Bedürfnisse) und die Möglichkeit des Bettsprungs, habe aber doch die Beruhigung, wenn es schlimm werden sollte, die Katze einlassen zu können. Diese letzten Nächte waren auch ruhig, wenigstens gab es keine ganz eindeutigen Mäuseanzeichen. Dem Schlaf nützt es allerdings nicht, wenn man einen Teil der Katzenaufgabe selbst übernimmt, mit gespitzten Ohren und Feueraugen aufrecht oder vorgebeugt im Bett horcht, aber so war es nur in der ersten Nacht, es wird schon besser. Ich erinnere mich an die besonderen Fallen, von denen Du mir schon öfter erzählt hast, die sind aber wohl jetzt nicht zu haben, auch will ich sie eigentlich nicht. Fallen locken ja sogar noch an und rotten nur die Mäuse aus, die sie totschlagen. Katzen dagegen vertreiben die Mäuse schon durch die blosse Anwesenheit, vielleicht sogar schon durch die blossen Ablagerungen, weshalb auch diese nicht ganz zu verachten sind. Auffallend war es besonders in der ersten Katzennacht, welche auf die grosse Mäusenacht folgte. Es war zwar noch nicht ganz ‚mäuschenstill’, aber keine lief mehr herum, die Katze saß, verdüstert wegen des ihr aufgezwungenen Lokalwechsels im Winkel beim Ofen und rührte sich nicht, aber es genügte, es war die Anwesenheit des Lehrers, nur noch geschwätzt wurde hie und da in den Löchern. Du schreibst so wenig von Dir, ich räche mich mit den Mäusen. Du schreibst: «ich warte auf Erlösung». Glücklicherweise deckt sich Dein bewusstes Denken und Dein Handeln nicht ganz. Wer fühlt sich denn nicht ‚krank, schuldbewusst, ohnmächti

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Auktion:
Datum:
08.12.2012
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