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Auktionsarchiv: Los-Nr. 1678

Goethe, Johann Wolfgang von Die Leiden des jungen Werthers

Sammlung Thur
18.04.2018
Schätzpreis
1.800 €
ca. 2.228 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 1678

Goethe, Johann Wolfgang von Die Leiden des jungen Werthers

Sammlung Thur
18.04.2018
Schätzpreis
1.800 €
ca. 2.228 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

(Goethe, Johann Wolfgang von). Die Leiden des jungen Werthers. 2 Teile in 1 Band. 111 S.; (S. 113-) 224. Mit gestochener Titelvignette, Holzschnitt-Titelvignette von Oeser und 3 Holzschnitt-Textvignetten. 15,5 x 10 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben) mit goldgeprägtem RSchild in modernem Pappschuber. Leipzig, Johann Friedrich Weygand, 1774. Goedeke IV/3, 163, 1. Hagen 80. Hirzel A 60. Kippenberg I, 3039. Speck 794. Brieger 691. – Zweiter Druck der ersten Ausgabe. Erkennbar an den beiden korrigierten Druckfehlern auf den Seiten 16 (Zeile 9: "durchgelesen") und Seite 101 (letzte Zeile: "härne") sowie der Holzschnittvignette "Sense mit geflügelter Sanduhr" anstelle der Errata am Schluss. "Blieb Goethe bis 1774 ein Geheimtip der deutschen Literaturszene, so wurde er mit einem Schlage eine europäische Berühmtheit, als sein im Februar 1774 innerhalb von vier Wochen niedergeschriebener Briefroman 'Die Leiden des jungen Werthers' das Licht der Öffentlichkeit erblickte: zur Leipziger Herbstmesse 1774. Erst mit Werther betrat die deutsche Literatur die Bühne des europäischen Romans, um sich mit diesem Auftritt auch gleich wieder von ihr zu verabschieden. Bis zu Thomas Manns 'Buddenbrooks' hat nie wieder ein deutscher Roman einen festen Platz im europäischen Lektürekanon erobert. Mit den Buddenbrooks verbindet Werther auch ein anderes Faktum: mehrere eigene und fremde biographische Ereignisse sind hier zu einer fiktiven Geschichte verwoben. Die Vermischung von allseits bekannter Realität und Fiktion hat in beiden Fällen seinerzeit zu mannigfachen Spekulationen über diesen vermeintlichen Schlüsselroman, ja zu Protesten geführt. Werther gehört wie Don Quijote, Hamlet, Don Juan oder Faust zu den Gestalten, die gewissermaßen aus ihrer literarischen Umgebung herausgetreten sind und ein Eigenleben als quasi mythische Archetypen entfalten. Wie etwa Don Juan für die sinnliche Genialität des Verführers, Faust für radikales Erkenntnisstreben steht, so Werther für den durch unerfüllbare Liebe in den Selbstmord getriebenen, in seinem Gefühlsüberschwang an einer widerständigen Umwelt zerbrechenden Schwärmer. Es dürfte einmalig in der Weltliteratur sein, daß einer rein fiktiven Gestalt derart unmittelbar, ja zitathaft nachgelebt, gar nachgestorben wurde, wie das bei Werther der Fall gewesen ist. Die ungeheure Resonanz des Romans hat Goethe eingehend zu begründen versucht. Er bringt sie zumal mit der politisch-sozialen Situation in Deutschland in Verbindung, welche der Jugend kaum einen Raum für schöpferische Aktivität eröffnet habe: 'von außen zu bedeutenden Handlungen keineswegs angeregt, in der einzigen Aussicht, uns in einem schleppenden, geistlosen bürgerlichen Leben hinhalten zu müssen, befreundete man sich, in unmutigem Übermut, mit dem Gedanken, das Leben, wenn es einem nicht mehr anstehe, nach eignem Belieben allenfalls verlassen zu können'. Goethe erkannte freilich genau, daß das sogenannte 'Wertherfieber' durch den Roman nur ausgelöst wurde, keineswegs durch ihn zu erklären ist. Die 'Wirkung dieses Büchleins', resümiert er, sei so 'ungeheuer' gewesen, 'weil es genau in die rechte Zeit traf. Denn wie es nur eines geringen Zündkrauts bedarf, um eine gewaltige Mine zu entschleudern, so war auch die Explosion, welche sich hierauf im Publikum ereignete, deshalb so mächtig, weil die junge Welt sich schon selbst untergraben hatte, und die Erschütterung deswegen so groß, weil ein jeder mit seinen übertriebenen Forderungen, unbefriedigten Leidenschaften und eingebildeten Leiden zum Ausbruch kam.' Werther kam der 'jungen Welt' als Identifikationsfigur so stark entgegen, daß man die Signale der epischen Distanzierung des Autors übersah. Sie suchte Goethe deshalb in der zweiten Fassung des Romans (erschienen 1787) zu verstärken. Doch das empfindsame Lesepublikum las Werther, wie Werther selber las! Die in seinen Briefen so häufig erwähnte Lektüre ist von dem gleichen Bedürfnis, sich mit dem Gelesenen zu identifizieren, gepräg

Auktionsarchiv: Los-Nr. 1678
Auktion:
Datum:
18.04.2018
Auktionshaus:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Deutschland
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

(Goethe, Johann Wolfgang von). Die Leiden des jungen Werthers. 2 Teile in 1 Band. 111 S.; (S. 113-) 224. Mit gestochener Titelvignette, Holzschnitt-Titelvignette von Oeser und 3 Holzschnitt-Textvignetten. 15,5 x 10 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben) mit goldgeprägtem RSchild in modernem Pappschuber. Leipzig, Johann Friedrich Weygand, 1774. Goedeke IV/3, 163, 1. Hagen 80. Hirzel A 60. Kippenberg I, 3039. Speck 794. Brieger 691. – Zweiter Druck der ersten Ausgabe. Erkennbar an den beiden korrigierten Druckfehlern auf den Seiten 16 (Zeile 9: "durchgelesen") und Seite 101 (letzte Zeile: "härne") sowie der Holzschnittvignette "Sense mit geflügelter Sanduhr" anstelle der Errata am Schluss. "Blieb Goethe bis 1774 ein Geheimtip der deutschen Literaturszene, so wurde er mit einem Schlage eine europäische Berühmtheit, als sein im Februar 1774 innerhalb von vier Wochen niedergeschriebener Briefroman 'Die Leiden des jungen Werthers' das Licht der Öffentlichkeit erblickte: zur Leipziger Herbstmesse 1774. Erst mit Werther betrat die deutsche Literatur die Bühne des europäischen Romans, um sich mit diesem Auftritt auch gleich wieder von ihr zu verabschieden. Bis zu Thomas Manns 'Buddenbrooks' hat nie wieder ein deutscher Roman einen festen Platz im europäischen Lektürekanon erobert. Mit den Buddenbrooks verbindet Werther auch ein anderes Faktum: mehrere eigene und fremde biographische Ereignisse sind hier zu einer fiktiven Geschichte verwoben. Die Vermischung von allseits bekannter Realität und Fiktion hat in beiden Fällen seinerzeit zu mannigfachen Spekulationen über diesen vermeintlichen Schlüsselroman, ja zu Protesten geführt. Werther gehört wie Don Quijote, Hamlet, Don Juan oder Faust zu den Gestalten, die gewissermaßen aus ihrer literarischen Umgebung herausgetreten sind und ein Eigenleben als quasi mythische Archetypen entfalten. Wie etwa Don Juan für die sinnliche Genialität des Verführers, Faust für radikales Erkenntnisstreben steht, so Werther für den durch unerfüllbare Liebe in den Selbstmord getriebenen, in seinem Gefühlsüberschwang an einer widerständigen Umwelt zerbrechenden Schwärmer. Es dürfte einmalig in der Weltliteratur sein, daß einer rein fiktiven Gestalt derart unmittelbar, ja zitathaft nachgelebt, gar nachgestorben wurde, wie das bei Werther der Fall gewesen ist. Die ungeheure Resonanz des Romans hat Goethe eingehend zu begründen versucht. Er bringt sie zumal mit der politisch-sozialen Situation in Deutschland in Verbindung, welche der Jugend kaum einen Raum für schöpferische Aktivität eröffnet habe: 'von außen zu bedeutenden Handlungen keineswegs angeregt, in der einzigen Aussicht, uns in einem schleppenden, geistlosen bürgerlichen Leben hinhalten zu müssen, befreundete man sich, in unmutigem Übermut, mit dem Gedanken, das Leben, wenn es einem nicht mehr anstehe, nach eignem Belieben allenfalls verlassen zu können'. Goethe erkannte freilich genau, daß das sogenannte 'Wertherfieber' durch den Roman nur ausgelöst wurde, keineswegs durch ihn zu erklären ist. Die 'Wirkung dieses Büchleins', resümiert er, sei so 'ungeheuer' gewesen, 'weil es genau in die rechte Zeit traf. Denn wie es nur eines geringen Zündkrauts bedarf, um eine gewaltige Mine zu entschleudern, so war auch die Explosion, welche sich hierauf im Publikum ereignete, deshalb so mächtig, weil die junge Welt sich schon selbst untergraben hatte, und die Erschütterung deswegen so groß, weil ein jeder mit seinen übertriebenen Forderungen, unbefriedigten Leidenschaften und eingebildeten Leiden zum Ausbruch kam.' Werther kam der 'jungen Welt' als Identifikationsfigur so stark entgegen, daß man die Signale der epischen Distanzierung des Autors übersah. Sie suchte Goethe deshalb in der zweiten Fassung des Romans (erschienen 1787) zu verstärken. Doch das empfindsame Lesepublikum las Werther, wie Werther selber las! Die in seinen Briefen so häufig erwähnte Lektüre ist von dem gleichen Bedürfnis, sich mit dem Gelesenen zu identifizieren, gepräg

Auktionsarchiv: Los-Nr. 1678
Auktion:
Datum:
18.04.2018
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+49 30 89380290
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