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Auktionsarchiv: Los-Nr. 422

Franz Kafka. Eigenhändiges Manuskript »Skizze zur Einleitung für Richard und Samuel«.

Auction 26.05.2018
26.05.2018
Schätzpreis
90.000 €
ca. 104.992 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 422

Franz Kafka. Eigenhändiges Manuskript »Skizze zur Einleitung für Richard und Samuel«.

Auction 26.05.2018
26.05.2018
Schätzpreis
90.000 €
ca. 104.992 $
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Prag, 14. XI.1911]. Ein gefalztes Doppelblatt und ein Einzelblatt, beide beidseitig beschrieben, zusammen sechs Seiten.
Vollständiger Text zu einer Einleitung des gemeinsam mit Max Brod geplanten, jedoch nicht realisierten Romanprojekts. – Mit zwei kleinen Bleistiftkorrekturen von Max Brod auf der ersten Seite. » [D]ie schlechte Idee: Gleichzeitige Beschreibung der Reise und der innerlichen Stellungnahme zu einander die Reise betreffend« – so beschreibt Franz Kafka in einem Tagebucheintrag vom 26. VIII. 1911 den mit Max Brod gefassten Plan eines gemeinsamen Romanprojekts. ›Richard und Samuel‹ soll der Titel sein, zwei aus Kafka und Brod persönlich entwickelte Figuren die Protagonisten, die am Tag der Eintragung begonnene, knapp dreiwöchige Reise durch die Schweiz und Norditalien der Gegenstand. Schon während der Reise beginnen beide Autoren mit Feuereifer die Arbeit an ausführlichen Tagebuchaufzeichnungen, die die Grundlage des gemeinsamen Romans bilden und die Beziehung der Protagonisten aus einander gegenübergestellten Perspektiven beleuchten sollen – doch nach ihrer Rückkehr in den Alltag lässt die Euphorie rasch nach. Das Projekt scheitert an den unterschiedlichen Arbeitsweisen Kafkas und Brods, wie Kafka bereits am 19. XI. 1911 in seinem Tagebuch recht deutlich notiert: »Ich und Max müssen doch grundverschieden sein. So sehr ich seine Schriften bewundere, wenn sie als meinem Eingriff und jedem andern unzugängliches Ganzes vor mir liegen, […] so ist doch jeder Satz, den er für Richard und Samuel schreibt, mit einer widerwilligen Koncession von meiner Seite verbunden, die ich schmerzlich bis in meine Tiefe fühle.« Nichtsdestotrotz finden sich heute neben zahlreichen Tagebucheintragungen und Notizen beider Autoren auch zwei umfangreichere Textteile aus dem gemeinsamen literarischen Projekt: Ein vollständiges erstes Kapitel, das unter dem Titel »Die erste lange Eisenbahnfahrt (Prag-Zürich)« im Juni 1912 in den von Willy Haas, Norbert Eisler und Otto Pick herausgegebenen »Herderblättern« erscheint (Jg. I, Nr. 3), sowie die hier in der Handschrift zur Auktion stehende »Skizze zur Einleitung für Richard und Samuel« aus der Hand Franz Kafkas (Niederschrift am 14. XI. 1911). Im Text werden die zwei Protagonisten mit der für Kafka typisch bildreichen und dabei doch so scharf umreißenden Sprache charakterisiert – Richard als Kafka, Samuel als Brod erkennbar: »Daher kommt es auch, daß Richard trotz seines langsameren Denkens, eingebettet in die Fülle seiner Unsicherheit Samuel eigentlich richtiger beurteilt, als Samuel ihn, da dieser wenn auch mit guter Kombinationskraft in seinem Urteil auf dem kürzesten Weg ihn am sichersten zu fangen glaubt und nicht wartet, bis er sich zu seiner wahren Gestalt beruhigt.« Gemeinsam mit verschiedenen Notizen Brods dient die Skizze wohl als Basis für die in den »Herderblättern« dem ersten Kapitel vorangestellte Vorbemerkung zum Text. Ist das Scheitern des Romanprojekts als selbsterstelltes Zeugnis der Beziehung zwischen Franz Kafka und seinem langjährigen Freund (man kennt sich schon aus Studentenzeiten) und späteren Nachlassverwalter Max Brod für die Literaturwissenschaft ohne Frage ein großer Verlust, so ist das vorliegende Manuskript ein umso wertvolleres Artefakt dieser besonderen Verbindung. Das kann auch Kafka selbst nicht schmälern, wenn er gegen Ende des Jahres 1911 zum ersten und zugleich letzten Kapitel in sein Tagebuch notiert: »[D]ie eine Seite von R. u. S., die wir unter gegenseitigen Widerständen zustande brachten, ist nur ein Beweis von Maxens Energie, sonst aber schlecht.« (Anne-Katrin Golombek, Hamburg) Möglicherweise war auch dieses Manuskript in die Redaktion der Herder-Blätter eingereicht worden und verblieb dort. – Seit 1983 in Schweizer Privatbesitz. – Das erste seit der Versteigerung von »Der Prozess« 1988 auf einer Auktion angebotene Kafka-Manuskript.
Doppelblatt, 20,5 : 16,7 cm, unliniert, Heftstiche, roter Schnitt, mit Querfalte. – Einzelblatt, 16,2 : 9,7 cm, liniert, Heftstiche.
Text: Kafka Werke, Kritische Ausgabe, Nachgelassene Schriften und Fragmente I (1993), Seiten 183–186. – Anmerkungen: Apparatband Seiten 61–66

Auktionsarchiv: Los-Nr. 422
Auktion:
Datum:
26.05.2018
Auktionshaus:
Christian Hesse Auktionen
Osterbekstr. 86
22083 Hamburg
Deutschland
mail@hesse-auktionen.de
+49 (0)40 69454247
+49 (0)40 69454266
Beschreibung:

Prag, 14. XI.1911]. Ein gefalztes Doppelblatt und ein Einzelblatt, beide beidseitig beschrieben, zusammen sechs Seiten.
Vollständiger Text zu einer Einleitung des gemeinsam mit Max Brod geplanten, jedoch nicht realisierten Romanprojekts. – Mit zwei kleinen Bleistiftkorrekturen von Max Brod auf der ersten Seite. » [D]ie schlechte Idee: Gleichzeitige Beschreibung der Reise und der innerlichen Stellungnahme zu einander die Reise betreffend« – so beschreibt Franz Kafka in einem Tagebucheintrag vom 26. VIII. 1911 den mit Max Brod gefassten Plan eines gemeinsamen Romanprojekts. ›Richard und Samuel‹ soll der Titel sein, zwei aus Kafka und Brod persönlich entwickelte Figuren die Protagonisten, die am Tag der Eintragung begonnene, knapp dreiwöchige Reise durch die Schweiz und Norditalien der Gegenstand. Schon während der Reise beginnen beide Autoren mit Feuereifer die Arbeit an ausführlichen Tagebuchaufzeichnungen, die die Grundlage des gemeinsamen Romans bilden und die Beziehung der Protagonisten aus einander gegenübergestellten Perspektiven beleuchten sollen – doch nach ihrer Rückkehr in den Alltag lässt die Euphorie rasch nach. Das Projekt scheitert an den unterschiedlichen Arbeitsweisen Kafkas und Brods, wie Kafka bereits am 19. XI. 1911 in seinem Tagebuch recht deutlich notiert: »Ich und Max müssen doch grundverschieden sein. So sehr ich seine Schriften bewundere, wenn sie als meinem Eingriff und jedem andern unzugängliches Ganzes vor mir liegen, […] so ist doch jeder Satz, den er für Richard und Samuel schreibt, mit einer widerwilligen Koncession von meiner Seite verbunden, die ich schmerzlich bis in meine Tiefe fühle.« Nichtsdestotrotz finden sich heute neben zahlreichen Tagebucheintragungen und Notizen beider Autoren auch zwei umfangreichere Textteile aus dem gemeinsamen literarischen Projekt: Ein vollständiges erstes Kapitel, das unter dem Titel »Die erste lange Eisenbahnfahrt (Prag-Zürich)« im Juni 1912 in den von Willy Haas, Norbert Eisler und Otto Pick herausgegebenen »Herderblättern« erscheint (Jg. I, Nr. 3), sowie die hier in der Handschrift zur Auktion stehende »Skizze zur Einleitung für Richard und Samuel« aus der Hand Franz Kafkas (Niederschrift am 14. XI. 1911). Im Text werden die zwei Protagonisten mit der für Kafka typisch bildreichen und dabei doch so scharf umreißenden Sprache charakterisiert – Richard als Kafka, Samuel als Brod erkennbar: »Daher kommt es auch, daß Richard trotz seines langsameren Denkens, eingebettet in die Fülle seiner Unsicherheit Samuel eigentlich richtiger beurteilt, als Samuel ihn, da dieser wenn auch mit guter Kombinationskraft in seinem Urteil auf dem kürzesten Weg ihn am sichersten zu fangen glaubt und nicht wartet, bis er sich zu seiner wahren Gestalt beruhigt.« Gemeinsam mit verschiedenen Notizen Brods dient die Skizze wohl als Basis für die in den »Herderblättern« dem ersten Kapitel vorangestellte Vorbemerkung zum Text. Ist das Scheitern des Romanprojekts als selbsterstelltes Zeugnis der Beziehung zwischen Franz Kafka und seinem langjährigen Freund (man kennt sich schon aus Studentenzeiten) und späteren Nachlassverwalter Max Brod für die Literaturwissenschaft ohne Frage ein großer Verlust, so ist das vorliegende Manuskript ein umso wertvolleres Artefakt dieser besonderen Verbindung. Das kann auch Kafka selbst nicht schmälern, wenn er gegen Ende des Jahres 1911 zum ersten und zugleich letzten Kapitel in sein Tagebuch notiert: »[D]ie eine Seite von R. u. S., die wir unter gegenseitigen Widerständen zustande brachten, ist nur ein Beweis von Maxens Energie, sonst aber schlecht.« (Anne-Katrin Golombek, Hamburg) Möglicherweise war auch dieses Manuskript in die Redaktion der Herder-Blätter eingereicht worden und verblieb dort. – Seit 1983 in Schweizer Privatbesitz. – Das erste seit der Versteigerung von »Der Prozess« 1988 auf einer Auktion angebotene Kafka-Manuskript.
Doppelblatt, 20,5 : 16,7 cm, unliniert, Heftstiche, roter Schnitt, mit Querfalte. – Einzelblatt, 16,2 : 9,7 cm, liniert, Heftstiche.
Text: Kafka Werke, Kritische Ausgabe, Nachgelassene Schriften und Fragmente I (1993), Seiten 183–186. – Anmerkungen: Apparatband Seiten 61–66

Auktionsarchiv: Los-Nr. 422
Auktion:
Datum:
26.05.2018
Auktionshaus:
Christian Hesse Auktionen
Osterbekstr. 86
22083 Hamburg
Deutschland
mail@hesse-auktionen.de
+49 (0)40 69454247
+49 (0)40 69454266
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