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Auktionsarchiv: Los-Nr. 325 -

(Brügge um 1536–1613) Justitia bezwingt

Alte Meister
30.04.2019
Schätzpreis
80.000 € - 120.000 €
ca. 89.505 $ - 134.258 $
Zuschlagspreis:
95.867 €
ca. 107.257 $
Auktionsarchiv: Los-Nr. 325 -

(Brügge um 1536–1613) Justitia bezwingt

Alte Meister
30.04.2019
Schätzpreis
80.000 € - 120.000 €
ca. 89.505 $ - 134.258 $
Zuschlagspreis:
95.867 €
ca. 107.257 $
Beschreibung:

(Brügge um 1536–1613) Justitia bezwingt die sieben Todsünden, Öl auf Holz, 99,5 x 104,5 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Dieter Klenk (1906–1983), Mainz, 1964; dort erworben durch den jetzigen Besitzer 1983 Ausgestellt: Brügge, Groeningemuseum, The Art of Law, Three Centuries of Justice Depicted, 28. Oktober 2016 – 5. Februar 2017 Literatur: Anne van Oosterwijk, in: The Art of Law, Three Centuries of Justice Depicted, Ausstellungskatalog, Groeningemuseum, Brügge 2016, S. 165–169, Abb. 95 Antoon Claeissens lernte in Brügge unter Pieter Pourbus I. (1523–1584) und wurde dort 1575 Meister der Lukasgilde. Eine dokumentierte Komposition des Künstlers mit dem Titel Mars bezwingt die Unwissenheit (Groeningemuseum, Brügge) entstand vermutlich für das Rathaus der Stadt. Das vorliegende Gemälde zeigt eine seltene Synthese eines raffaelesken Manierismus vom Hofe Franz’ I. in Fontainebleau und nördlichen Elementen aus moralisierenden Holzschnitten von Künstlern wie Hans Holbein und Albrecht Dürer (siehe Abb. 1). Während Vasari die Ikonografie der halbnackten Justitia mit einem Hüftgurt, dessen „sieben Ketten sieben verabscheuungswürdige Laster im Zaum halten“, als eigene Erfindung beschreibt, hallt in der Bildlösung der an den Gürtel einer monumentalen Frauengestalt angebundenen Sünder der Venus-Holzschnitt aus Sebastian Brants Narrenschiff (Basel 1497) nach, den man dem jungen Dürer zugeschrieben hat. Die vorliegende Bildfindung Claeissens’ ordnet auch die Elemente einer Radierung Leon Davents nach einem Entwurf Luca Pennis (Florenz 1500 – Paris 1556) neu an, weist jedoch einige Innovationen seitens des Meisters aus Brügge auf. Die Gestalt der Justitia im Zentrum, von himmlischen Mächten emporgehoben, ist beinahe ein Spiegelbild Christi in Raffaels Fresko der Disputa (Apostolischer Palast, Vatikan.) Claeissens hat die Hintergrundszenerie in der für die flämische Malerei typischen Manier naturalistisch gehalten. Die Figuren der Luxuria (Wollust) mit ihrer die Leidenschaft symbolisierenden Fackel und der sich im Spiegel betrachtenden Superbia (Hochmut) sind in den Mittelgrund verwiesen. Dies lässt dem Künstler Raum für die Anordnung grotesker Gestalten, angefangen von der eine angebissene Schweinshaxe schwingenden Gula (Völlerei) bis hin zu Acedia (Trägheit) mit ihren Handstümpfen. Avaritia (Habgier) knickt unter dem Gewicht eines Sacks zusammen, aus dem Münzen hervorquellen, und der welke Körper der Invidia (Neid), auf üppigen Draperien gebettet, erinnert an die berüchtigten Paraden alternder nackter Kurtisanen im römischen Karneval. Die Gestalt der Ira (Wut) schickt sich an, ein Stilett in ein engelhaftes Kleinkind zu stoßen, das seinen Arm flehentlich in Richtung der Gerechtigkeit bzw. der über ihrem Kopf befindlichen Krone ausstreckt. Heinrich II. hatte 1556 ein Dekret erlassen, mit dem die Beisetzung von Neugeborenen, ja selbst heimliche Geburten zu schweren Straftaten erklärt wurden. Das Bild des sowohl die königliche und als auch die göttliche Gerechtigkeit um Rettung anflehenden Babys stand somit im zeitgenössischen Kontext. Die lateinische Aufschrift „CONFRINGE EOS IN VIRGA FERREA“ auf dem Spruchband ist den Psalmen entnommen (2, 9): „Du wirst sie zerschlagen mit eisernem Stab.“

Auktionsarchiv: Los-Nr. 325 -
Auktion:
Datum:
30.04.2019
Auktionshaus:
Dorotheum GmbH & Co. KG
Wien | Palais Dorotheum
Beschreibung:

(Brügge um 1536–1613) Justitia bezwingt die sieben Todsünden, Öl auf Holz, 99,5 x 104,5 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Dieter Klenk (1906–1983), Mainz, 1964; dort erworben durch den jetzigen Besitzer 1983 Ausgestellt: Brügge, Groeningemuseum, The Art of Law, Three Centuries of Justice Depicted, 28. Oktober 2016 – 5. Februar 2017 Literatur: Anne van Oosterwijk, in: The Art of Law, Three Centuries of Justice Depicted, Ausstellungskatalog, Groeningemuseum, Brügge 2016, S. 165–169, Abb. 95 Antoon Claeissens lernte in Brügge unter Pieter Pourbus I. (1523–1584) und wurde dort 1575 Meister der Lukasgilde. Eine dokumentierte Komposition des Künstlers mit dem Titel Mars bezwingt die Unwissenheit (Groeningemuseum, Brügge) entstand vermutlich für das Rathaus der Stadt. Das vorliegende Gemälde zeigt eine seltene Synthese eines raffaelesken Manierismus vom Hofe Franz’ I. in Fontainebleau und nördlichen Elementen aus moralisierenden Holzschnitten von Künstlern wie Hans Holbein und Albrecht Dürer (siehe Abb. 1). Während Vasari die Ikonografie der halbnackten Justitia mit einem Hüftgurt, dessen „sieben Ketten sieben verabscheuungswürdige Laster im Zaum halten“, als eigene Erfindung beschreibt, hallt in der Bildlösung der an den Gürtel einer monumentalen Frauengestalt angebundenen Sünder der Venus-Holzschnitt aus Sebastian Brants Narrenschiff (Basel 1497) nach, den man dem jungen Dürer zugeschrieben hat. Die vorliegende Bildfindung Claeissens’ ordnet auch die Elemente einer Radierung Leon Davents nach einem Entwurf Luca Pennis (Florenz 1500 – Paris 1556) neu an, weist jedoch einige Innovationen seitens des Meisters aus Brügge auf. Die Gestalt der Justitia im Zentrum, von himmlischen Mächten emporgehoben, ist beinahe ein Spiegelbild Christi in Raffaels Fresko der Disputa (Apostolischer Palast, Vatikan.) Claeissens hat die Hintergrundszenerie in der für die flämische Malerei typischen Manier naturalistisch gehalten. Die Figuren der Luxuria (Wollust) mit ihrer die Leidenschaft symbolisierenden Fackel und der sich im Spiegel betrachtenden Superbia (Hochmut) sind in den Mittelgrund verwiesen. Dies lässt dem Künstler Raum für die Anordnung grotesker Gestalten, angefangen von der eine angebissene Schweinshaxe schwingenden Gula (Völlerei) bis hin zu Acedia (Trägheit) mit ihren Handstümpfen. Avaritia (Habgier) knickt unter dem Gewicht eines Sacks zusammen, aus dem Münzen hervorquellen, und der welke Körper der Invidia (Neid), auf üppigen Draperien gebettet, erinnert an die berüchtigten Paraden alternder nackter Kurtisanen im römischen Karneval. Die Gestalt der Ira (Wut) schickt sich an, ein Stilett in ein engelhaftes Kleinkind zu stoßen, das seinen Arm flehentlich in Richtung der Gerechtigkeit bzw. der über ihrem Kopf befindlichen Krone ausstreckt. Heinrich II. hatte 1556 ein Dekret erlassen, mit dem die Beisetzung von Neugeborenen, ja selbst heimliche Geburten zu schweren Straftaten erklärt wurden. Das Bild des sowohl die königliche und als auch die göttliche Gerechtigkeit um Rettung anflehenden Babys stand somit im zeitgenössischen Kontext. Die lateinische Aufschrift „CONFRINGE EOS IN VIRGA FERREA“ auf dem Spruchband ist den Psalmen entnommen (2, 9): „Du wirst sie zerschlagen mit eisernem Stab.“

Auktionsarchiv: Los-Nr. 325 -
Auktion:
Datum:
30.04.2019
Auktionshaus:
Dorotheum GmbH & Co. KG
Wien | Palais Dorotheum
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